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Fed-Entscheid: Aktienkurse können auch ohne Fakten weiter nach oben gehen

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Nach der in Watte gepackten Zins-Entscheidung der Fed kann es bei Aktien durchaus nach oben gehen.- auch ohne Fakten .
Die amerikanische Notenbank hebt ihr Ziel-Bandbreite für den Satz für Federal Funds wie erwartet um einen Viertel Prozentpunkt an, auf 1 bis 1.25%. Das ist die vierte Zinssteigerung seit Ende 2015 und die dritte seit Dezember 2016. Die Notenbank signalisiert weitere Zinssteigerungen über die nächsten zwei Jahre. Der Rhythmus und das Ausmass werden sich an den Konjunkturdaten orientieren. Die publizierte Vorgabe der Notenbank sieht weiterhin einen zusätzlichen Zinsschritt für die zweite Jahreshälfte 2017 und drei Zinserhöhungen für 2018 vor. Neu kündigt die Notenbank an, in der zweiten Jahreshälfte mit dem Abbau der aufgeblähten Bilanz zu beginnen. Dies würde die Form annehmen, dass die Eingänge aus zurückbezahlten Anleihen (Treasury-Notes oder hypotheken-gestützten Anleihen) nicht mehr in neue Anleihen reinvestiert würden. Das Ganze sollte graduell und vorhersehbar passieren. Der Zins-Entscheid und -Ausblick waren erwartet, die Ankündigung einer quantitativen Straffung der Geldpolitik jedoch nicht voll eskomptiert.
Die Geldpolitik bleibt dennoch akkommodativ. Die Zinskurve bei den Staatsanleihen, der Aktienmarkt, die Kredit-Spreads, und mit Einschränkungen der handelsgewichtete Dollar implizieren eine nach wie vor sehr lockere Geldpolitik. Wo es eine deutliche Verlangsamung gegeben hat, ist in der Kreditvergabe der Banken. Vor allem deren Kreditvergabe für Autokäufe ist stark rückläufig. Allerdings muss dies in eine Perspektive gerückt werden. Die Kreditvergabe der Banken ist in den USA nicht so wichtig wie etwa in Europa, sie ist nur ein kleiner Teil der gesamten Kreditvergabe an den privaten Nicht-Finanziellen Sektor. Der große Teil der Finanzintermediation läuft in den USA über die Verbriefung von Krediten. Die gesamte Kreditvergabe des Finanzsystems zeigt bisher keine Verlangsamung. Die ist maßgeblich für die Gesamtkonjunktur.
Zuviel kommt allerdings nicht in der realen Konjunktur an, sondern vor allem in den Märkten für Vermögensgüter – in den Finanzmärkten oder Immobilienmärkten. Die reale Konjunktur scheint weiterhin eine gedämpfte Entwicklung zu nehmen. Vorlaufende Indikatoren sind günstig, aber nicht übermäßig positiv. Der Autosektor, neben dem Wohnungsbau der wichtigste frühzyklische Sektor, wird sich abschwächen, zeigt alle Anzeichen einer gewaltigen Überhitzung. Die Lager sind randvoll, hinzu kommen viele Rücknahmen von Gebrauchtwagen aus ablaufenden Leasingverträgen. Der andere, typisch frühzyklische Sektor, der Wohnungsbau, expandiert weiterhin und setzt die Erholung fort.
Auch die Unternehmen sind bei ihrer Investitionspolitik vorsichtig. Eine große Rolle spielt dabei die politische Unsicherheit über den künftigen finanzpolitischen Kurs der Administration. Einkommens- und Unternehmenssteuern, Krankenversicherung (Obamacare) , Anhebung der Schuldenobergrenze des Bundes sind die grossen Themen. Die Unsicherheit über diese Faktoren verzögern Investitionsentscheidungen der Unternehmen und verlangsamen vermutlich auch die Personal-Rekrutierung.
Angesichts dieser Unsicherheit ist es auch plausibel, dass die Fed nach der vergangenen Zinserhöhung zunächst eine Pause einschlägt, um die Entwicklung an der finanzpolitischen Front abzuwarten. Alle diese Entscheidungen dürften nach der Sommerpause und im vierten Quartal 2017 fallen. Bis dann hat sich der Himmel gelichtet, und der Ausblick der Finanzpolitik dürfte geklärt sein. Mögliche Szenarien reichen von einer partiellen Regierungs-Schließung ohne wesentliche finanzpolitische Impulse im Budget, aber mit strikter progressiver Kürzung der Ausgaben, um die Schuldenobergrenze einzuhalten. Dies für den Fall, dass es keine Einigung über ‚Trumpcare ‘und das Budget gibt, und dass die Falken bei den Republikanern, etwa der ‚freedom caucus ‘deshalb eine Kürzung der Ausgaben durch die Macht der Schuldenobergrenze erreichen wollen. Am anderen Ende der Möglichkeiten steckt eine bedingungslose Erhöhung der Schuldenobergrenze. welche die Administration anstrebt. Verbunden wäre sie mit einer Budgetexpansion, etwa aufgrund von erhöhten Verteidigungsausgaben und reduzierten Einkommens- und Unternehmenssteuern. Irgendwo in diesem breiten Spektrum wird da Ganze ansiedeln. Nicht nur wäre der finanzpolitische Impuls sehr ungleich.

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