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Deutschland: Alle Wege führen ins Schloss Bellevue

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist der große Gewinner dieser Tage. Seine anfängliche Blässe im Amt hat er abgelegt. Umsichtig und überparteilich steuert er das Land durch die politische Krise.
Berlin. Drei Parteichefs stehen gestern Abend auf der Gästeliste im Schloss Bellevue. Alle drei haben Blessuren erlitten in diesen turbulenten Wochen. Kanzlerin Angela Merkel schleppt das schlechteste CDU-Ergebnis sei 1949 mit sich herum. Noch schlimmer ist es um den Gast aus Bayern bestellt: Horst Seehofers Tage als Ministerpräsident und CSU-Chef in Personalunion sind gezählt. Der dritte im Bunde ist SPD-Chef Martin Schulz, der gefallene Hoffnungsträger der Sozialdemokratie. Nur einer in der Runde hat an Macht und Statur gewonnen. Der Gastgeber. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Dass die SPD-Führung eine Große Koalition nicht mehr kategorisch ausschließt, dass dieses erste direkte Gespräch zwischen den Parteichefs von CDU, CSU und SPD zustande kam: Das alles liegt auch an Steinmeiers Beharrlichkeit.
Seit dem Scheitern der Jamaika- Verhandlungen wird Steinmeier vom Willen angetrieben, Neuwahlen noch abzuwenden. Der Mann mit der markanten Brille und dem schon in jungen Jahren im Zuge einer schweren Augenoperation ergrauten Haar agiert mit einer Überparteilichkeit, wie sie das Amt gebietet. Er mahnt alle Seiten dazu, sich nicht vor Verantwortung zu drücken. Und meint damit auch „seine“ SPD. Es ist die Stunde des Tischlersohns aus dem Dörfchen Brakelsiek in Niedersachsen.
In seinen ersten Monaten als Bundespräsident blieb Steinmeier blass. Es gab Zweifel, ob der 61-jährige Jurist, einst Defensivspieler im Amateurverein, für ganz vorn taugt.

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