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Horst Seehofer: Er hat nichts mehr zu verlieren

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Mit dem Asylstreit hat Horst Seehofer offengelegt, wo innerhalb der CDU und auch in der CSU die Bruchlinien verlaufen. Es wird nicht leicht, diese Risse zu schließen.
Wenn man sich dieser Tage in der Union umhört, mit Politikern und Strategen spricht, werden die Spuren sichtbar, die der Asylstreit der letzten Wochen hinterlassen hat. “Nichts ist in Butter”, sagt ein erfahrener Unionspolitiker. “Leicht zu kitten wird das nicht”, glaubt ein anderer aus der CDU. Man könne nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Fast ein Monat Zoff, bei dem letztlich die gesamte Regierung zur Disposition stand, das geht nicht einfach vorbei.
Der Kompromiss, auf den sich die Spitzen von CDU und CSU geeinigt haben, sei vielleicht einer in der Sache. Aber weil es in dem Streit um viel mehr ging, bleiben die emotionalen Wunden. Werden die beiden Parteien die Kraft aufbringen, diese zu heilen?
Je nachdem, mit wem man in den Parteizentralen oder in der Fraktion spricht, werden gleich mehrere größere und kleinere Bruchlinien gewissermaßen als Nebenprodukte des Asylstreits sichtbar. Manches gehört zum gepflegten Polit-Tamtam, andere Streite gehen ans Eingemachte.
Alles beginnt mit dem Zoff zwischen den Parteichefs, Angela Merkel und Horst Seehofer. Die Kanzlerin und ihr Innenminister, sie hatten nie ein einfaches Verhältnis. Zeithistoriker erinnern an die Tage, als Seehofer 2004 als Fraktionsvize im Streit mit Merkel zurückgetreten ist – weil sie damals schon als CDU-Vorsitzende eine Gesundheitspauschale wollte und er nicht. Eine Bagatelle rückblickend betrachtet, zumal die Union in der Opposition war. Seehofer wollte nicht als Umfaller gelten.
Trotz dieser ersten Auseinandersetzung machte Merkel den Bayern nach ihrem Wahlsieg 2005 zum Landwirtschaftsminister. Persönlich wurde es erst mit der Flüchtlingspolitik. Unvergessen ist der CSU-Parteitag 2015 in München, als Seehofer die Kanzlerin auf der Bühne demütigte.

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