Ein im Internet veröffentlichtes Video soll zeigen, wie rechte Demonstranten in Chemnitz einen Mann attackieren und jagen. Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen hinterfragt die Echtheit und will nicht von ‘Hetzjagden’ sprechen. t-online.de analysiert, was es mit dem Video auf sich hat.
Ein im Internet veröffentlichtes Video zeigt, wie rechte Demonstranten in Chemnitz einen Mann verfolgen. Verfassungsschutz-Chef Maaßen hinterfragt die Echtheit – und liegt offenbar falsch. t-online.de analysiert, was es mit dem Video auf sich hat.
Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, erschütterte am Freitag die Glaubwürdigkeit eines Videos, das zentral ist in der Debatte, ob am 26. August in Chemnitz eine Hetzjagd auf Ausländer stattgefunden hat oder nicht. Inzwischen erklärt die Generalstaatsanwaltschaft, was t-online.de bereits dokumentiert hatte: Es gibt kaum Zweifel, dass es echt ist.
In der “Bild”-Zeitung sprach Maaßen davon, dass nach seiner “vorsichtigen Bewertung […] gute Gründe dafür [sprechen], dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken.“ Maaßen zufolge gebe es keine Belege dafür, “dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist“. Die “Bild” zeigte dazu einen Screenshot dieses Videos (siehe oben).
Der Verfassungsschutz-Chef erklärte allerdings nicht, wer hinter einer möglichen Fälschung stecken könnte, er lieferte auch keine Belege, warum er das Video für nicht authentisch hält. t-online.de analysiert, was es mit dem Video auf sich hat.
An welchem Tag wurde das Video aufgenommen? Das Video wurde am 26. August um 20.56 Uhr veröffentlicht und soll eine Szene vom gleichen Tag zeigen. An diesem Tag war bekannt geworden, dass Daniel H. in der Nacht erstochen wurde und zwei Begleiter verletzt wurden. Anschließend an eine AfD -Demo am Nachmittag ist nach dem Aufruf einer Hooligan-Gruppe eine mehrere Hundert Menschen große Menschengruppe durch die Stadt gezogen. In sozialen Netzwerken gab es mehrere Berichte über Jagd auf Menschen. Die ersten Schilderungen gab es um kurz nach 17 Uhr von dem Journalisten Johannes Grunert.
Am Johannisplatz Migrantenjagd. Bisher offenbar keine Schwerverletzten #c2608
Wurde das Video tatsächlich an diesem Tag aufgenommen? Die Indizien sprechen zwar dafür. Aber sicher beweisen lässt sich das bisher nicht. Es gibt andere Videos vom 26. August, die zum Vergleich dienen können, auf denen auch die gleichen Personen zu sehen sind. Das Wetter der kurzen Verfolgungsszene entspricht dem Wetter des 26. Augusts.
Gefilmt wird in Richtung Süden, bei anderen Videos in andere Himmelsrichtungen, deshalb lassen sich die Wolken nicht vergleichen. Klar ist, dass es in diesem Jahr gefilmt worden sein muss. Ein im Video zu sehendes Plakat mit Werbung des Theaters Chemnitz für “Rheingold” hängt nach Recherchen des “Sterns” erst seit Juni.
Wer hat das Video aufgenommen? Das Video hat ein Twitter-Account mit dem Namen “Antifa Zeckenbiss” verbreitet. Die Bilder hat auch die Tagesschau gezeigt. Wer hinter dem Account steckt, ist unklar. Er existiert seit Februar, er veröffentlicht regelmäßig Beobachtungen zur rechtsextremen Szene, Pegida und zur AfD.
Beiträge von dort werden in Screenshots dokumentiert, zudem werden Videos und Bilder verbreitet, die zumindest zum Teil von den rechten Accounts stammen. Die Originalquelle des Chemnitz-Videos ist unbekannt. Der Account ist mit ähnlichen Beobachter-Accounts vernetzt – in dieser Szene ist die Person dahinter nach Informationen von t-online.
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Deutschland — in German Maaßen bezweifelt Hetzjagd in Chemnitz: Ist das Video echt? – Faktencheck