Friedrich Merz hat mit seiner Kandidatur für den CDU-Parteivorsitz Freund und Feind überrascht. Über Nacht ist er für viele in Union und Wirtschaft eine Heilsgestalt geworden. Andere sehen seine Kandidatur mit Skepsis.
Berlin Friedrich Merz hat mit seiner Kandidatur für den CDU-Parteivorsitz Freund und Feind überrascht. Über Nacht ist er für viele in Union und Wirtschaft eine Heilsgestalt geworden. Andere sehen seine Kandidatur mit Skepsis.
Der Zeitpunkt war überraschend. Doch dass Friedrich Merz wieder mitmischen will in der Bundes-CDU, sollten die Landtagswahlen in Hessen verloren gehen, war Armin Laschet schon früher bekannt. Nach Informationen unserer Redaktion aus dem Umfeld der beiden hatte Merz in den vergangenen zwei Wochen mehrfach mit dem NRW-CDU-Chef über die Lage der Partei gesprochen und seine Bereitschaft für ein Comeback angedeutet. Er werde helfen, die CDU wieder aufzurichten, sollten die Wahlen verloren gehen und seine Hilfe erwünscht sei, machte Merz gegenüber Laschet, aber auch anderen NRW-CDU-Politikern wie Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann deutlich.
Der NRW-Ministerpräsident, immerhin einer der engsten Verbündeten der Kanzlerin, ließ Merz gewähren. Eigene Ambitionen machte Laschet nicht geltend. Gestern nun erklärte Laschet in einer Telefonkonferenz mit den Bezirksvorsitzenden der NRW-CDU auch seinen Verzicht auf den Chefposten in der Bundes-CDU.
Damit steht die Kandidatur von Friedrich Merz nicht im Widerspruch zu Laschet. Eine offizielle Empfehlung des Landesvorstands soll es aber nicht geben. Laschet wolle ein inhaltliches Profil entwickeln lassen, dass der Kandidat erfüllen müsse. Laschet spricht darüber mit den Vertretern der Flügel und den Bezirkschefs. Für den ebenfalls aus NRW stammenden Gesundheitsminister Jens Spahn, werde sich Laschet nicht einsetzen.
Die Sehnsucht nach Friedrich Merz in großen Teilen der Partei hatte auch Laschet zu spüren bekommen. Wirtschaftslenker aus dem Mittelstand baten den Regierungschef, den früheren Fraktionsvorsitzenden für eine Rolle in der Bundespolitik zurückzugewinnen. Immerhin war es ja Laschet, der schon 2016 Merz als Berater für den Landtagswahlkampf gewinnen wollte und für eine Rolle anfragte. Damals lehnte Merz noch ab, nach der Wahl ließ er sich von Laschet aber zum Brexit-Berater der Landesregierung ernennen. Das Tandem Laschet-Merz verfestigte sich. „Wenn Armin Laschet mit dem Widerstand der NRW-CDU gedroht hätte, wäre Merz nicht angetreten“, ist sich ein CDU-Funktionär aus NRW sicher, der mit beiden in den vergangenen Tagen gesprochen hat. Allerdings ist es genauso gut möglich, dass Laschet selbst zum Schluss kam, er könne eine Kandidatur des bisweilen unberechenbaren Politikers nicht aufhalten.
So aber könnte ausgerechnet der loyale Merkel-Mann Laschet Treiber einer Entwicklung sein, an dessen Ende die Kanzlerin auch ihr Regierungsamt früher aufgeben muss als geplant.