Das späte 2:2 der Nationalmannschaft gegen die Niederlande empfinden viele als ungerecht. Doch es war kein Pech – der deutsche Fußball ist nur durchschnittlich.
Joachim Löw hängte sich rhetorisch rein und verwendete das Doppel-sehr, als er das letzte Spiel des schlimmen Jahres 2018 der Presse erklären sollte. “Sehr, sehr gut”, habe seine Mannschaft gespielt, sie sei über achtzig Minuten “sehr, sehr überlegen” gewesen und habe “sehr, sehr viele Chancen” gehabt, das Spiel zu gewinnen.
Schon wieder hat die deutsche Mannschaft nicht gewonnen, auch im vierten und letzten Nations-League-Spiel nicht. Überhaupt ging sie in diesem Jahr nicht einmal aus jedem dritten Duell als Sieger vom Platz. Vier Siege, drei Unentschieden, sechs Niederlagen, unter anderem gegen Österreich, Mexiko und Südkorea, dazu das Vorrundenaus bei der WM und der Abstieg in der Nations League – so schlecht war die Ausbeute nicht mal unter Erich Ribbeck, der ja mit schwächeren Fußballern als Löw klarkommen musste.
Trotz Löws Versuche, es als klaren Aufwärtstrend zu beschwören, reihte sich auch dieses Spiel gegen Holland in die Leistungen dieses Jahres ein. Weil die Deutschen lange 2:0 führten und dem Gegner kaum eine Torchance ließen, außerdem zwei späte, zwei sehr, sehr späte Gegentore einstecken mussten, empfanden sie das Ergebnis als ungerecht. Sie wähnten sich besser als der Gegner. Wie schon im Hinspiel übrigens, das allerdings 3:0 für Holland endete.
Doch es war nicht nur Pech. Holland, im Gegensatz zu Deutschland ein Team ohne große Champions-League-Erfahrung, war beinahe gleichwertig. Und das Ergebnis, aber auch die Art, wie es zustande kam, beschreibt den durchwachsenen Zustand des deutschen Fußballs und seine mittelprächtigen Aussichten im Herbst 2018 ziemlich gut.