Die Reaktionen auf Emmanuel Macrons Rede in der französischen Presse sind ebenso gespalten wie die ganze Gesellschaft. Viele «gilet jaunes» wollen sich mit den «Brotkrümeln» des Präsidenten nicht zufriedengeben.
Nachdem sich der französische Präsident durch die landesweiten Proteste lange Zeit unbeeindruckt gezeigt und ihre gewaltsamen Auswüchse verurteilt hat, versucht er sie nun mit einer Reihe von Zugeständnissen zu befrieden: Erhöhung des Mindestlohnes um 100 Euro, steuerfreie Überstunden und Jahresendprämien sowie eine Entlastung tiefer Renten von Sozialabgaben.
«Macron macht einen Schritt zum Sozialen», titelte am Dienstag «Le Parisien» .
Ein paar Minuten, um ein wütendes Feuer zu löschen. Am Montagabend hatte Macron seinen wichtigsten Auftritt seit seinem Amtsantritt, nach zehn Tagen des Schweigens, drei Protestwochen und ebenso vielen Samstagen der Gewalt. «Die Regierung hat bisher nur Wassereimer gebracht, das nützte nichts. Das hier ist die Canadair», meint ein Insider der französischen Regierung.
Die Frage jedoch ist, ob die Canadair ausreicht, um den französischen Flächenbrand zu löschen. Macron habe keine programmatische Kehrtwende vollzogen, konstatierte etwa «La Libération» unter dem Titel «Macron nimmt die Rettungsweste raus».