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Umdenken durch Nord Stream 2

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Nord Stream 2 ist beschlossen. Nun soll die Ukraine mit deutscher Hilfe zum Exporteur grüner Energie werden. Experte Andreas Kuhlmann sagt, warum dieses Projekt unbedingt gelingen muss.
Mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr verdient die Ukraine am Transit von russischem Gas durch ihr Territorium nach Europa. Doch künftig soll die Ostseepipeline Nord Stream 2 direkt Gas aus Russland nach Deutschland bringen. Der Ukraine brechen dadurch nicht nur Einnahmen weg. Das Land fürchtet auch geopolitische Nachteile, wenn Moskau keine Rücksicht mehr auf den Gastransit nehmen muss. Deutschland hat sich nun verpflichtet, rund 150 Millionen Euro in einen Fonds zu investieren, mit dem der Ausbau sauberer Energie in der Ukraine gefördert werden soll. Die Zahlung ist ein Zugeständnis an US-Präsident Joe Biden, dem Russlands Einflussgewinn durch Nord Stream 2 missfällt. Für die Ukraine indes ist das Geld eine willkommene Unterstützung: Sie will sich ohnehin zum Großproduzenten für erneuerbare Energien aufschwingen und sich dadurch neue Einnahmequellen erschließen und unabhängiger von Wladimir Putins Gas werden. Zuletzt allerdings stockte der ukrainische Ökostrom-Boom. Grüne Energieerzeuger blieben auf unbezahlten Rechnungen sitzen, weil der Staat ihnen zwar Wind- und Solarstrom abkaufte, dafür aber teils nicht pünktlich zahlte. Auch die Energieminister des Landes wechselten mehrfach. Die staatliche Deutsche Energieagentur (Dena) berät die Bundesregierung im Rahmen der deutsch-ukrainischen Energiepartnerschaft. Ihr Chef Andreas Kuhlmann sagt, warum Investoren derzeit in der Ukraine vorsichtig sein sollten – und warum er die deutsche Finanzspritze dennoch prinzipiell richtig findet. SPIEGEL: Deutschland hat der Ukraine Unterstützung beim Aufbau eines grüneren Energiesektors zugesagt. In welche Projekte sollte Geld fließen? Kuhlmann: Die Potenziale im Bereich erneuerbare Energien sind in der Ukraine immens. Im Süden des Landes gibt es viel Wind und Sonne, dazu große Flächen. Das gilt auch für die Bioenergie. Auch im Bereich Wasserstoff verspricht man sich vieles. SPIEGEL: Und wie viel Geld ist nötig? Kuhlmann: Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, welche Summen was bewirken können: Zwischen 2014 und 2020 haben sich die Erneuerbaren-Kapazitäten in der Ukraine von knapp einem Gigawatt auf 8,5 Gigawatt mehr als verachtfacht. Dafür wurden acht Milliarden Euro investiert. Dann aber ist der Ausbau ins Stocken geraten. SPIEGEL: Es gibt Kritik an unsolider Planung. Und Berichte, dass der Staat»grünen Stromproduzenten« immense Summen schuldet.

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