In seiner ersten Pressekonferenz in Kabul schlägt der langjährige Taliban-Sprecher versöhnliche Töne an.
Kabul/Washington (dpa) – Die militant-islamistischen Taliban beteuern, weitere politische Kräfte an der Macht in Afghanistan beteiligen zu wollen. Das sagte der langjährige Sprecher der Islamisten, Sabiullah Mudschahid, bei seiner ersten öffentlichen Pressekonferenz in Kabul am Dienstag. “Wenn die Regierung gebildet ist, dann wird jeder einen Teil daran haben.” Die Islamisten mühten sich, auch andere düstere Befürchtungen zu zerstreuen, und die Menschen im Land in Sicherheit zu wiegen. Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, reagierte betont zurückhaltend auf die Äußerungen. Er sagte allerdings, die Taliban hätten zugesagt, Zivilisten unbehelligt zum Flughafen in Kabul zu lassen, damit sie das Land verlassen könnten. Nach ihrem rasanten Eroberungszug und der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani haben die Taliban am Sonntag faktisch die Macht im Land übernommen. Viele Afghanen befürchten nun eine Rückkehr der Schreckensherrschaft der Islamisten der 1990er-Jahre, während der etwa Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen waren und die Vorstellungen der Islamisten mit barbarischen Strafen durchgesetzt wurden. Viele, die für die Regierung, Streitkräfte oder Ausländer tätig waren, haben Angst vor möglichen Racheaktionen der Islamisten. Der Flughafen in der Hauptstadt Kabul steht inzwischen unter der Kontrolle des US-Militärs. Die US-Soldaten sollen die Sicherheit des Flughafens gewährleisten und die Evakuierung unter anderen von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren, die um ihr Leben fürchten. Taliban-Sprecher Mudschahid versuchte Angst vor Racheakten zu zerstreuen. Die Taliban hätten mit niemandem Feindseligkeiten. Er versichere seinen Landsleuten – auch jenen, die in Opposition zu den Islamisten gestanden hätten -, dass eine allgemeine Amnestie gelte.
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Deutschland — in German Afghanistan: Taliban machen Versprechungen – US-Regierung skeptisch