Immerhin, der Kohleausstieg hat es in die Abschlusserklärung geschafft. Wie die Beschlüsse von Glasgow den Kampf gegen die Klimakrise verändern – und was auf Deutschland zukommt.
Seit dem Pariser Abkommen vor sechs Jahren sind nicht nur die konkreten Folgen der Klimakrise viel stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt – auch die Definition dessen, was als echte Klimapolitik durchgeht, ist ehrgeiziger geworden. Das Ziel, die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber vorindustrieller Zeit zu begrenzen, war immer das Hauptziel des historischen Klimaabkommens, die strengere Grenze von maximal 1,5 Grad nur eine Absichtserklärung, die von besonders betroffenen Staaten in letzter Minute in das Abkommen hineinverhandelt wurde. Doch längst haben sich – vor allem auf Druck der Klimabewegung – die Ansprüche verschoben: Das Limit von 1,5 Grad ist in der Wahrnehmung vor allem im Westen das eigentliche Ziel aller Klimaschutzbemühungen. Dieses»in Reichweite zu halten« war denn auch eines der großen Vorhaben von COP-Präsident Alok Sharma, der als Chefdiplomat in Glasgow zwei Wochen lang zwischen den Ländern vermittelte. Ob das gelang, ist aber auch nach Abschluss der COP26 unklar. Die Uno-Konferenz kann zwar die Regeln definieren, danach muss sich aber jedes Land selbst an die Umsetzung machen. Immerhin eines hat der»Klimapakt von Glasgow« geschafft: Er hat die Tool-Box für ein weltweites Klimaschutz-System fertiggestellt. Viele Beschlüsse von Glasgow sind weitgehend unverbindlich Ohnehin war in Glasgow lange nicht geplant, eine Entscheidungsschlacht über die Zukunft des Weltklimas zu schlagen, sondern sich endlich den wenig glamourösen aber wichtigen technischen Details des Klimaabkommens zuzuwenden. Doch dann stilisierten Gastgeber Großbritannien und die Klimabewegung das Treffen im November zu einem historischen Event hoch. Das vom Brexit geplagte Land wollte zusammen mit den USA und der EU auf diesem Gipfel glänzen: Mit einem Feuerwerk an Initiativen, an die sich auf der nächsten COP allerdings vielleicht kaum mehr jemand erinnern wird. Etwa die 100 Länder, die mehr gegen Methanemissionen machen wollen oder die Allianz gegen Entwaldung – niemand weiß genau, ob diese Versprechen nachverfolgt werden, wie darüber berichtet wird und ob sie zusätzlich zu den bereits abgegebenen Zielen gewertet werden.
