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Türkei: Streit mit Tschetschenien über Benennung von Stadtpark

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Der tschetschenische Gewaltherrscher Ramsan Kadyrow macht aus der Benennung eines türkischen Parks eine groteske Staatsaffäre. Moskau stärkt ihm dabei den Rücken. Solche Nadelstiche sind im türkisch-russischen Verhältnis keine Seltenheit.
Der tschetschenische Gewaltherrscher Ramsan Kadyrow macht aus der Benennung eines türkischen Parks eine groteske Staatsaffäre. Moskau stärkt ihm dabei den Rücken. Solche Nadelstiche sind im türkisch-russischen Verhältnis keine Seltenheit. Dschochar Dudajew war bis zu seinem Tod 1996 die wichtigste Figur des tschetschenischen Unabhängigkeitskampfes. Dass in der Türkei ein Park nach ihm benannt wird, kommt in Russland nicht gut an. Sener Sögüt hatte allen Grund, stolz zu sein, als er im Dezember den neuen Stadtpark in Körfez einweihte. In nur neun Monaten sei das brachliegende Gelände umgebaut worden, erklärte der Bürgermeister, dessen Vorortsgemeinde im wenig ansehnlichen Industriegürtel östlich von Istanbul liegt. Neben grosszügigen Grünflächen bietet die Anlage Sportfelder, Kinderspielplätze und, wofür Parks in der Türkei besonders gerne genutzt werden, zahlreiche Möglichkeiten zum Picknick. Held des Unabhängigkeitskampfs Der Bürgermeister von Körfez, Sener Sögüt Dass sein Park jenseits der Landesgrenzen Wellen schlagen werde, hatte der Lokalpolitiker Sögüt sicherlich nicht erwartet. Doch der autoritäre Herrscher der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, war über die Anlage derart erzürnt, dass er die Türkei als Unterstützerin von Terroristen bezeichnete. Grund für Kadyrows Ärger ist der Name des Parks. Die neu eröffnete Anlage ist nach Dschochar Dudajew benannt, dem ersten Präsidenten der sogenannten Tschetschenischen Republik Itschkerien. Der Luftwaffengeneral hatte 1991 die Unabhängigkeit von Russland erklärt und war bis zu seinem Tod im ersten Tschetschenienkrieg die wichtigste Figur des tschetschenischen Sezessionismus. Dudajew ist bis heute eine Symbolfigur für den Kampf gegen die russische Herrschaft und geniesst als solche auch ausserhalb seiner Heimat einiges Ansehen, etwa im Baltikum. Dasselbe gilt für die Türkei, wo Millionen von Menschen Vorfahren aus dem muslimischen Nordkaukasus haben. Dem tschetschenischen Unabhängigkeitskampf wurde hier immer Sympathie entgegengebracht. Dutzende von türkischen Einrichtungen tragen Dudajews Namen. Ein Öcalan-Park in Grosny? Kadyrow, der heutige Präsident Tschetscheniens, stellt die Zugehörigkeit seiner Teilrepublik zu Russland allerdings nicht infrage. Als Gegenleistung für seine Loyalität erhält er vom russischen Präsidenten Wladimir Putin weitgehend freie Hand.

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