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Selenskyj wirft Moskau Gefangennahme von Geflüchteten vor

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Laut dem ukrainischen Präsidenten wurde eine Gruppe von Flüchtlingen aus Mariupol „gefangen genommen“. Das „Wall Street Journal“ berichtet über neue US-Sanktionen gegenüber 300 russischen Abgeordneten. Das Bundesfamilienministerium will geflüchtete Frauen und Kinder besser schützen. Mehr im Liveticker.
D er ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat russische Streitkräfte beschuldigt, eine Gruppe von Flüchtlingen aus der belagerten Hafenstadt Mariupol auf einer zuvor vereinbarten Fluchtroute „einfach gefangen genommen“ zu haben. In seiner abendlichen Videobotschaft verwies der Staatschef am Dienstag erneut auf das Leid der seinen Angaben zufolge noch 100.000 Menschen in der Stadt, die „ohne Nahrung, ohne Wasser, ohne Medikamente, unter ständigem Beschuss“ ausharren müssten. Die Großstadt hatte vor Kriegsbeginn noch 450.000 Einwohner. Sie ist für beide Seiten strategisch wichtig, da sie der letzte große Hafen unter ukrainischer Kontrolle am Asowschen Meer ist und eine direkte Landverbindung zwischen der von Russland annektierten Krim-Halbinsel sowie den von pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebieten in der Ostukraine verhindert. Ungeachtet der schweren Kämpfe sieht Selenskyj kleine Fortschritte in den Verhandlungen mit der Regierung in Moskau. „Wir arbeiten weiterhin auf verschiedenen Ebenen, um Russland zu ermutigen, sich in Richtung Frieden zu bewegen“, sagte er. Vertreter seines Landes würden praktisch jeden Tag mit der russischen Seite verhandeln. „Es ist sehr schwierig, manchmal konfrontativ.“ Trotzdem zeigte er sich zuversichtlich: „Aber Schritt für Schritt kommen wir voran.“ Allerdings gehen beide Seiten davon aus, dass eine Einigung in weiter Ferne liegt. Außerdem lud Selenskyj Papst Franziskus zu einem Besuch in die Ukraine ein. „Ich habe mit dem Papst über die Suche nach Frieden für die Ukraine gesprochen, über die Gräueltaten der Besatzer und über humanitäre Korridore für belagerte Städte“, sagte Selenskyj. Bei dieser Gelegenheit habe er den Papst eingeladen, die Ukraine zu besuchen. „Ich glaube, dass wir diesen wichtigen Besuch organisieren können, der jeden von uns gleichermaßen unterstützen würde.“ Über eine eventuelle Antwort des Vatikans auf die Einladungen gab es bisher keine Angaben. Für die Region Luhansk ist nach Angaben des zuständigen Gouverneurs eine Feuerpause vereinbart worden. Sie solle ab 9 Uhr Ortszeit (8 Uhr MEZ) gelten, erklärt Serhij Gaidaj auf dem Messengerdienst Telegram. Ziel sei es, durch die Kämpfe in der ostukrainischen Region eingeschlossene Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Die ukrainischen Streitkräfte halten nach Angaben ihres Generalstabs die Stellung trotz fortdauernder russischer Luftangriffe. Der Vormarsch des Gegners werde an mehreren Fronten gestoppt, zum Beispiel bei Slowjansk im Gebiet Donezk im Südosten, teilte der Generalstab in Kiew mit. Auch Mykolajiw im Süden werde verteidigt, ebenso Tschernihiw im Nordosten. Zur Lage in der seit Wochen besonders heftig umkämpften Stadt Mariupol teilte die Militärführung lediglich mit, die ukrainischen Kräfte verteidigten sich gegen Angriffe aus allen Richtungen. Die Berichte aus der Kampfzone waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar. Aus Sicht von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sollten Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland schnell die Möglichkeit zur Arbeitsaufnahme bekommen. Zuvorderst würden die Ukrainer nicht als Fachkräfte, sondern als Menschen betrachtet, betonte Heil im Deutschlandfunk. Doch sei es vernünftig, ihnen eine Perspektive zu eröffnen, wenn sie länger im Land bleiben wollen. Durch ihren Aufenthaltstitel stehe den Menschen aus der Ukraine der deutsche Arbeitsmarkt grundsätzlich offen. Heil regte Sprach- und Integrationskurse sowie Angebote zur Kinderbetreuung an. Der russische Präsident Wladimir Putin plant nach den Worten seiner Botschafterin in Indonesien, dort am G-20-Gipfel im Oktober teilzunehmen. „Nicht nur die G 20, auch andere Organisationen versuchen, Russland auszuschließen“, sagt Botschafterin Ljudmilla Worobjowa. „Die Reaktion des Westens ist absolut unangemessen.“ Ein führender belarussischer Oppositionspolitiker hat den Westen aufgefordert, die Sanktionen gegen Machthaber Alexander Lukaschenko wegen des Ukraine-Kriegs zu verschärfen. „Lukaschenko verdient weitaus mehr globale Verachtung, als ihm zuteil wurde“, schrieb Pawel Latuschko in der Zeitung „The New European“. Der belarussische Staatschef sei nicht nur der „Spielball“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sondern auch ein „wichtiger Akteur“. Es sei „an der Zeit, dass der Westen dies erkennt und entsprechend handelt“, forderte Latuschko, der in Polen im Exil lebt. „Diese beiden Monster müssen zur Rechenschaft gezogen werden“. In einem offenen Brief forderte Latuschko die westlichen Regierungen auf, Belarus mit den gleichen Sanktionen wie Russland zu belegen. Lukaschenko wird vorgeworfen, dass er russischen Truppen erlaubt hatte, von seinem Territorium aus die Ukraine anzugreifen. Eine direkte Beteiligung belarussischer Truppen an dem Krieg im Nachbarland ist derzeit nicht bekannt. Lukaschenko steht auch wegen der Verfolgung der Opposition in seinem Land international stark in der Kritik. Viele Kritiker sind inhaftiert oder ins Ausland geflohen.

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