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Wie Berliner den Ukrainern helfen können – und was jetzt sinnvoll ist

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Wie kann man spenden? Wo können sich Freiwillige melden? Wer und was wird gebraucht? Ein Überblick mit umfangreicher Linkliste und auch ein paar Warnhinweisen.
Die Lage in der Ukraine wird immer furchtbarer, die Bilder und Berichte sind kaum zu ertragen. So einen den Weltfrieden bedrohenden Krieg unweit der eigenen Lebenswelt mit so vielen in kurzer Zeit Berlin und Brandenburg erreichenden Menschen gab es in der jüngsten Geschichte nicht. Jetzt wollen alle helfen. Nur wie, in einer Zeit, in der sich Wille und Engagement überschlagen? Sinnvolle Hilfe will gut geplant sein. Hier einige Empfehlungen – eine zusätzliche Linkliste finden Sie am Ende dieses Artikels. Staus an den Grenzen: Nicht einfach losfahren Mitarbeiter:innen von NGOs und Hilfsvereinen können verstehen, dass Menschen gern spontan helfen wollen. Aber zuletzt staute sich eine Schlange von 50 Kilometer Privat-Autos auch von Berliner:innen und Brandenburger:innen an der Grenze zu Polen und eine 80 Kilometer lange Schlange an der Grenze zur Ukraine. Und die Hilfswillige brauchten schon selbst Spenden, weil ihnen beim Warten Essen und Benzin ausgeht, sagt Diana Henniges von „Moabit hilft e.V.“. Auch Fachleute großer Hilfsorganisationen machen darauf aufmerksam, dass so ein Stau an der Grenze Kapazitäten des Zolls und anderer Mitarbeiter:innen bindet, die stattdessen den Fliehenden zugute kommen könnten. Anders macht es etwa der erfahrene Berliner Verein „Kinderschutzengel“, der dank Kooperation mit lokalen Kräften gezielt Familien mit Kindern – und ihren Haustieren – abholt. Wenn Privatpersonen unbedingt eigene vollgepackte Pkw an die ukrainische Grenze fahren wollen, dann bitte an die Grenze in Moldawien, Rumänien und Ungarn, appelliert die Brandenburger Ukraine-Hilfe in Bernau/Lobetal. Verfahren und Abläufe: Sich erst mal gut informieren Wer helfen möchte, sollte sich zunächst informieren: auf der Internetseite des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten LAF, bei berlin-hilft.com oder auf der Plattform des Flüchtlingsrates. Der Senat hat unter berlin.de/ukraine eine Plattform eingerichtet, die zentrale Informationen und Hilfsangebote bündelt und bereithält, teils auch mehrsprachig. [Alle aktuellen Nachrichten zum russischen Angriff auf die Ukraine bekommen Sie mit der Tagesspiegel-App. Hier für IOS und Android herunterladen.] Die in der Flüchtlingshilfe seit 2015/16 erfahrenen Fachleute von „Moabit hilft“ bitten darum, sich genau die Verfahrensabläufe durchzulesen, das auszudrucken und danach vorzugehen. Dann sollten Hilfswillige sich an die Integrationsbeauftragten der Bezirke wenden, an deren etablierten NGOs und Hilfsvereine, darunter Caritas, Diakonie, Johanniter, Stadtmission, die Humanisten oder Rotes Kreuz. Begrüßung am Bahnhof: Willkommenstüten packen Diana Henniges von „Moabit hilft e.V.“ bittet Ehrenamtliche, die zum Hauptbahnhof oder zum Busbahnhof gehen, Willkommenstüten mit wirklich nützlichen Dingen für die Ankommenden zu packen. Darin könnte enthalten sein: Informationszettel auf Ukrainisch, über das Ankunftszentrum des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten in der Oranienburger Straße 285 in 13437 Berlin-Reinickendorf. Eine SIM-Karte, „am besten aus den Spätis, die muss man nicht erst online freischalten.“ Pragmatisch seien auch Gutscheinkarten für zehn oder zwanzig Euro von einem Drogeriemarkt oder einem Discounter, mit denen die Ankommenden sich dringend benötigte Dinge besorgen können, die sie brauchen. Private Unterkunft: Aufnahme nur nach Vermittlung Es gibt immer wieder Aufrufe, nach denen Hilfswillige mit Pappschildern an die Bahnhöfe oder zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) gehen sollen, um Geflüchtete mit nach Hause zu nehmen. Unterbringungsexperten wie Diana Henniges finden dies „risikobehaftet“: Es kommen vor allem Frauen und Kinder und es könne leicht ein Abhängigkeitsverhältnis entstehen. „Wir vermitteln selbst zu Stellen, die private Unterkünfte weitergeben, und haben allein an einem Tag drei Männer abgelehnt“, berichtet Henniges. Der eine wollte eine möglichst junge Ukrainerin aufnehmen, auch mit Kind, aber dann sollte es nur ein kleines sein. Um solche Aufnahmen mit sexuellen Absichten zu verhindern, sollten möglichst alle Ankommenden organisiert vermittelt werden. Anmelden können sich potenzielle Gastgeber unter unterkunft-ukraine.de. Oder unter diesem Link. [Alle aktuellen Entwicklungen aus der Ukraine und Berlin lesen Sie jeden Morgen ab 6 Uhr in unserem Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint. Jetzt hier kostenlos abonnieren.] Darum bittet auch die erfahrene Bernauer Ukraine-Hilfe Lobetal. „Es ist so bewegend, es melden sich bei uns Menschen aus ganz Brandenburg, die ihre Einfamilienhäuser zur Verfügung stellen wollen“, sagte eine Ehrenamtliche aus dem Lobetaler Team. [Gut gemeint ist nicht immer gut. Was man beachten muss, wenn man jemanden aufnimmt – mehr dazu in diesem Tagesspiegel-Artikel.] Wer beobachtet, dass jemand mit einem alleinreisenden Kind den Bahn- oder Busbahnhof verlassen will, sollte das verhindern und unbedingt die Polizei anrufen. Um minderjährige Unbegleitete kümmert sich das Landesjugendamt. Für Kinder ohne die Eltern auf der Flucht ist es am wichtigsten, dass ein ehrenamtlicher Vormund die rechtliche Sorge an Eltern statt übernimmt, Ehrenamtliche können sich beim Netzwerk Akinda und der Caritas dafür ausbilden lassen. Hilfe für nicht-weiße Menschen – teils zum zweiten Mal geflohen Nicht-weiße Menschen haben es in der Gesamtmenge der Geflüchteten schwerer. Sie werden von vielen nicht so offenherzig empfangen, an der Grenze Richtung Westen sogar zurückgedrängt. In Berlin ruft Sängerin und Menschenrechtlerin Jocelyn B. Smith auf, sich besonders für jene zu engagieren, die in der Ukraine studierten, arbeiteten oder dorthin aus ihrem Land geflüchtet waren. Es werden jetzt mehrere hundert Menschen in Berlin erwartet, und jede:r, der oder die „ein, zwei oder mehr Hände frei hat“, möge bitte gekochtes Essen vorbeibringen – beim Verein Each One Teach One e.

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