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Wahlen in Frankreich: Macron oder Le Pen? "Wahl zwischen Pest und Cholera"

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Vor allem die jüngeren Wähler sind frustriert, wenden sich den politischen Extremen zu – oder wollen gar nicht wählen. Das könnte Marine Le Pen helfen.
Viele Franzosen sind frustriert. Vor allem Jüngere wenden sich den politischen Extremen zu – oder wollen gar nicht mehr wählen. Das könnte der Rechtsextremen Le Pen helfen. Hier erklären sie ihre Gründe. Es ist die Wut, die viele auf die Straße treibt. Zehntausende gingen zuletzt auf die Straße, in Paris, aber auch in kleineren Städten wie Lyon besetzten Studierende Universitäten. « Keine Stimme für Marine Le Pen « , heißt es auf den Plakaten. Oder: « Nein zu Rechtsextremismus « . Doch es ist nicht nur die Wut darüber, dass schon wieder eine Rechtsextreme in der Stichwahl um die französische Präsidentschaft steht. Sie richtet sich auch gegen den amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron. Es sind Wahlwochen in Frankreich – am Sonntag entscheidet sich, wer in den kommenden fünf Jahren das Land regiert. Auf den ersten Blick wirkt es wie 2017. Auch damals standen Macron und Le Pen in der Stichwahl. Doch während Le Pen vor fünf Jahren noch haushoch unterlag, zeigen die Umfragen in diesem Jahr ein anderes Bild. Beide Kandidaten liegen nur wenige Prozentpunkte auseinander – auch ein Sieg Le Pens ist nicht ausgeschlossen. Und dennoch stellen sich viele der vor allem jungen Demonstranten die Frage: Soll ich meine Stimme wirklich noch mal Macron geben? Es ist der Dienstag vor der Wahl, wieder versammeln sich überall in Paris Studenten vor ihren Universitäten. So auch vor der Université Paris Cité, im Südosten der Stadt. Dort steht Youri, ein Pappschild neben ihm trägt die Aufschrift: « Weder Macron noch Le Pen ». Das Schild spricht ihm aus der Seele, sagt der Student, der seinen Nachnamen wie viele andere hier nicht nennen will. « Ich werde am Sonntag keinen der beiden wählen. » Die Studentin Philomène pflichtet ihm bei, auch sie will sich am Sonntag enthalten. Ja, Le Pen sei rechtsextrem, sagen sie. In ihren Augen aber hat Macron der extrem Rechten den Weg gepflastert, mit einer unsozialen Politik und einer Normalisierung rechter Positionen. Als Beispiele führen sie etwa Macrons umstrittenes Sicherheitsgesetz an, das in Teilen vom französischen Verfassungsrat wegen zu großer Eingriffe in die Grundrechte gekippt wurde. Oder die gescheiterte Rentenreform, mit der die Regierung das Eintrittsalter anheben wollte. Oder die massiven Polizeieinsätze in den Vororten der großen Städte, die sie als rassistisch bezeichnen. Eine der Blockiererinnen der Sorbonne drückte es im französischen Fernsehen so aus: Die Wahl zwischen Macron und Le Pen sei eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Das sendet eine klare Botschaft: Selbst die Gefahr, dass eine Rechtsextreme Frankreich regieren könnte, bringt uns nicht dazu, Macron zu wählen.

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