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Russen fliehen wegen Teilmobilmachung in Nachbarländer

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Nach der Ankündigung der eine Teilmobilmachung von Russen im wehrfähigen Alter, berichten mehrere russische Nachbarländer von lange Warteschlangen an den Grenzen. Auch in Deutschland erklärte man sich am Donnerstag bereit, Deserteure der russischen Armee aufzunehmen. Mehr im Liveticker.
Angesichts der von Präsident Wladimir Putin angekündigten Teilmobilmachung haben bereits zahlreiche Russen das Land verlassen, um einem Einsatz an der Front zu entgehen. Von den Grenzen zu mehreren Nachbarländern wurden am Donnerstag lange Warteschlangen gemeldet, aktuelle Zahlen von aus Russland flüchtenden Menschen waren zunächst aber nicht bekannt.
Ein Einreisender an der Grenze zur Mongolei berichtete der Nachrichtenagentur AFP, dass er zwölf Stunden lang habe warten müssen, bis er mit dem Auto die Grenze überqueren konnte. Die Ankündigung hatte auch zu einem Ansturm auf Tickets für Auslandsflüge geführt. Laut der in Russland beliebten Buchungsseite „Aviasales“ waren alle Direktflüge in die nächstgelegenen ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien, Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan am Mittwoch ausgebucht.
Auf dem Flughafen von Eriwan in Armenien sagten Russen der AFP, vor der Mobilisierung geflohen zu sein. Der 45-jährige Dmitri ließ nach eigener Schilderung Frau und Kinder in der Heimat zurück. „Ich will nicht in diesem sinnlosen Krieg sterben. Es ist ein Bruderkrieg“, sagte er.
Armenien ist seit Kriegsbeginn zu einem wichtigen Exilland für flüchtende Russen geworden – armenische Behörden haben seitdem mindestens 40.000 Ankünfte aus Russland in der ehemaligen Sowjetrepublik verzeichnet. Rund 50.000 Menschen sollen ins benachbarte Georgien geflohen sein.
Finnische Grenzbeamten berichteten am Donnerstag, dass die Zahl der Grenzübertritte nur „mäßig“ gestiegen sei – Russen benötigen dort für die Einreise ein Visum.
Während Polen und die baltischen Staaten in den vergangenen Wochen die Einreise für Russen drastisch beschränkt hatten, erklärte sich Deutschland am Donnerstag bereit, Deserteure der russischen Armee aufzunehmen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: „Wer sich dem Regime von Präsident Wladimir Putin mutig entgegenstellt und deshalb in größte Gefahr begibt, kann in Deutschland wegen politischer Verfolgung Asyl beantragen.“
Putin hatte am Mittwoch eine Teilmobilmachung von Russen im wehrfähigen Alter angekündigt. Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu sollen rund 300.000 Reservisten zur Verstärkung der russischen und separatistischen Kräfte in den Osten und Süden der Ukraine entsandt werden.
Nach Angaben des russischen Militärs meldeten sich binnen 24 Stunden rund 10.000 Menschen, um in der Ukraine zu kämpfen. Sie seien freiwillig und ohne auf die Vorladung zu warten in die Rekrutierungsbüros gekommen, sagte ein Militärsprecher am Donnerstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Am Mittwoch waren in Russland bei Protesten gegen die Teilmobilmachung landesweit mehr als 1300 Menschen festgenommen worden, wie die Bürgerrechtsorganisation OVD-Info mitteilte.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Russen dazu aufgerufen, sich gegen die Teilmobilmachung im Land zu stellen. „Protestiert! Kämpft! Lauft weg! Oder begebt Euch in ukrainische Kriegsgefangenschaft! Das sind die Varianten für Euch zu überleben“, wandte sich Selenskyj am Donnerstag in seiner täglichen Videoansprache auf Russisch an die vor der Mobilisierung stehenden Menschen in Russland. Seinen Angaben nach sind bereits 55 000 russische Soldaten in der Ukraine ums Leben gekommen.
Selenskyj richtete auch einen Appell an die Mütter und Ehefrauen der Einberufenen. „Zweifelt nicht daran, dass die Kinder der Führung Eures Staats nicht am Krieg gegen die Ukraine teilnehmen. Diejenigen, die die Entscheidungen in Eurem Land treffen, schützen ihre Kinder. Und Eure Kinder werden nicht einmal beerdigt“, sagte er.
An die eigenen Landsleute gerichtet erklärte Selenskyj, dass die Mobilisierung in Russland ein Zeichen der Stärke der Ukraine sei. Mit der Entscheidung werde der Krieg nun für die Russen nicht mehr nur ein Ereignis aus dem Fernsehen sein, sondern ins reale Leben einziehen. Für die Ukrainer hingegen ändere sich dadurch nichts, sie würden weiter für die Befreiung ihres Landes kämpfen, gab er sich überzeugt. Bezug nehmend auf die UN-Vollversammlung erklärte der ukrainische Präsident, dass die Ukraine nun von einem noch größeren Kreis an Staaten der internationalen Gemeinschaft unterstützt werde.
Die am Freitag beginnenden Scheinreferenden in vier ukrainischen Regionen über einen Beitritt zu Russland sollen bis Dienstag andauern. Das ordneten die selbsternannten Volksrepubliken in den Donbass-Regionen Donezk und Luhansk sowie die von Russland eingesetzten Verwaltungen in den Regionen Cherson und Saporischschja an.
Die Abstimmungen erfolgen ohne Zustimmung der von Russland angegriffenen Ukraine, unter Kriegsrecht und nicht nach demokratischen Prinzipien. Sie werden weltweit als völkerrechtswidrig angesehen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer Täuschung, um die Öffentlichkeit abzulenken.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf die Spiele der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL in Europa. Die Nashville Predators und die San Jose Sharks werden am 7. und 8. Oktober in der Prager O2-Arena zwei Spiele der regulären Saison bestreiten, es sind die ersten Partien außerhalb Nordamerikas seit Beginn der Corona-Pandemie. Die russischen Spieler der Teams dürfen aber nach einem Beschluss des tschechischen Außenministeriums nicht einreisen, wie die Nachrichtenagentur AP am Donnerstag berichtete.
Viele Spieler betrifft es aber nicht. Bei Nashville spielt der russische Stürmer Jakow Trenin und San Jose hat Alexander Barabanow im Kader sowie Jewgeni Swetschnikow, der sich mit einem Tryout-Vertrag im Trainingslager befindet.
Zu einem großen Gefangenenaustausch in der Ukraine sind am Donnerstag weitere Details bekanntgeworden. Vertreter der Ukraine erklärten am Donnerstag, dass 215 ukrainische und ausländische Kämpfer freigelassen wurden – 200 davon im Tausch gegen einen einzelnen Verbündeten des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Denis Puschilin, der Chef der selbsternannten Volksrepublik von Donezk im Osten der Ukraine, bestätigte, dass der prorussische ukrainische Politiker Viktor Medwedtschuk Teil des Austausches war. Putin hatte Medwedtschuk wiederholt als Opfer politischer Unterdrückung in der Ukraine dargestellt. Medienberichten zufolge war Medwedtschuk vor Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine für Russland ein Top-Kandidat für die Führung einer Marionettenregierung, die der Kreml demnach in dem Land zu installieren hoffte.
Unter den im Zuge des Gefangenenaustauschs Freigelassenen waren nach ukrainischen Angaben Verteidiger des Asovstal-Stahlwerks in Mariupol, außerdem zehn Ausländer, darunter fünf britische Staatsbürger und zwei Veteranen des US-Militärs. Einigen der Männer drohte in von Russland besetzten Gebieten die Todesstrafe.
In der einmal pro Halbjahr stattfindenden Einberufung hat Russland 120.000 Wehrpflichtige eingezogen. „Die zum Wehrdienst einberufenen Bürger werden nicht zur Teilnahme an der militärischen Spezialoperation in der Ukraine herangezogen“, versicherte der Chef der Mobilmachungsabteilung im Generalstab, Wladimir Zimljanski, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Seinen Angaben nach werden auch die Wehrpflichtigen, deren Dienstzeit nun endet, entlassen und an ihren Heimatort geschickt. In Russland dauert der reguläre Wehrdienst ein Jahr.
Die 30 Nato-Staaten haben den geplanten Scheinreferenden in den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten jede Gültigkeit abgesprochen und die entsprechenden Pläne aufs Schärfste verurteilt. „Scheinreferenden in den ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson haben keine Legitimität und stellen einen eklatanten Verstoß gegen die UN-Charta dar“, heißt es in einer Stellungnahme des Nordatlantikrats der 30 Mitgliedstaaten. „Die Nato-Verbündeten werden ihre illegale und unrechtmäßige Annexion nicht anerkennen.“ Zugleich ruft die Erklärung andere Länder dazu auf, russische Versuche der Gebietseroberung ebenfalls zurückzuweisen.
Angesichts der von Präsident Wladimir Putin angekündigten Teilmobilmachung haben bereits zahlreiche Russen das Land verlassen, um einem Einsatz an der Front zu entgehen. Von den Grenzen zu mehreren Nachbarländern wurden am Donnerstag lange Warteschlangen gemeldet, aktuelle Zahlen von aus Russland flüchtenden Menschen waren zunächst aber nicht bekannt.
Viele der von Russland freigelassenen Kriegsgefangenen sind nach ukrainischer Darstellung gefoltert worden. Der Prozentsatz sei „ziemlich hoch“, sagt der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, während einer Konferenz nach der Vereinbarung eines Gefangenenaustauschs zwischen Russland und der Ukraine. Einige der fast 300 Freigelassenen würden derzeit in einem ukrainischen Krankenhaus behandelt, erklärt der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj. Eine russische Stellungnahme liegt nicht vor.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres äußert sich besorgt über die neuesten Entwicklungen in der Ukraine. Jede Annexion des Territoriums eines anderen Staates mit Drohung oder Gewalt sei eine Verletzung der Charta der Vereinten Nationen und des Völkerrechts, sagt Guterres in einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates zum Ukraine-Krieg.
Für den Tod und die Verwundung tausender ukrainischer Zivilisten seien hauptsächlich die russischen Bombardierungen von städtischen Gebieten verantwortlich. Alle Berichte über Menschenrechtsverletzungen müssten gründlich untersucht werden und eine enge Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof sei dabei unerlässlich.

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