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Symbolort der Linksterroristen: Stammheim wird abgerissen

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Bis heute loben und kritisieren Zeitzeugen den einzigartigen Gerichtssaal in Stuttgart. Nun kommt die Abrissbirne. Museen sichern sich noch Ausstellungsstücke, die an den einstigen Terror und seine Folgen erinnern sollen.
Bis heute loben und kritisieren Zeitzeugen den einzigartigen Gerichtssaal in Stuttgart. Nun kommt die Abrissbirne. Museen sichern sich noch Ausstellungsstücke, die an den einstigen Terror und seine Folgen erinnern sollen.
Stuttgart – Die Uhr im Foyer des berühmten Gerichtssaals in Stuttgart-Stammheim zeigt kurz vor zehn Uhr an. Tatsächlich ist es am Montag schon halb elf – die Zeit ist wortwörtlich stehengeblieben in jenem Gerichtsgebäude, in dem einst die Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) verurteilt wurden.
Eigens für die Prozesse der ersten Generation der RAF, die Angeklagten Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe, war der Bau in die Höhe gezogen worden. Nun soll bald mit dem Abriss begonnen werden und ein Symbolort der Geschichte des deutschen Linksterrorismus endgültig der Vergangenheit angehören.
Im Jahr 2019 wurde hier das letzte Urteil gesprochen – in einem anderen Terrorverfahren gegen Islamisten. An die endlosen RAF-Verfahren erinnern unzählige Striche an einer weiß getünchten Wand im Durchgang zum Verhandlungssaal. Den ersten Strich zog einst Bundesanwalt Klaus Pflieger, der die Ermittlungen gegen den damaligen Terroristen Peter-Jürgen Boock führte und außerdem Vernehmender bei den sogenannten Lebensbeichten war. „Ich bin auf den Tisch gestiegen und habe einen Strich gemacht wie ein Häftling. Am Ende waren es 85 Striche“, erinnert sich der heute 75-Jährige an das erste Verfahren gegen Boock. Pflieger verbrachte mehr als 200 Verhandlungstage in dem Gerichtssaal mit den orange-farbenen Schalensitzen.

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