Lawrow warnt wegen der Schläge Israels gegen den Gazastreifen vor der Vertreibung von zwei Millionen Palästinensern. News zum Krieg in Nahost im Live-Ticker.
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Die israelische Armee hat die palästinensische Zivilbevölkerung gewarnt, dass Gaza-Stadt und Umgebung inzwischen zu einem «Schlachtfeld» geworden seien. Die Schutzräume in dieser Zone seien «nicht sicher», erklärte die Armee am Samstag in Flugblättern, die aus Kampfflugzeugen über dem Gazastreifen abgeworfen wurden. Darin werden die Zivilisten aufgefordert, «unverzüglich» in Richtung Süden zu flüchten.
Kurz zuvor hatte die israelische Regierung mitgeteilt, dass der Krieg Israels mit der Hamas «in eine neue Phase getreten» sei. «Vergangene Nacht hat der Boden in Gaza gebebt. Wir haben oberhalb der Erde und unterhalb der Erde angegriffen», sagte der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant in einer Videobotschaft, in der er sich auf die israelischen Bombardierungen von Tunnelanlagen im Gazastreifen bezog.
Die israelische Armee hatte in der Nacht zum Samstag ihre bislang heftigsten Angriffe in dem Palästinensergebiet seit Beginn des Krieges vor drei Wochen geflogen. Armee-Angaben zufolge wurden dabei 150 unterirdische und militärische Ziele der radikalislamischen Hamas getroffen. Zudem sei einer der Hauptverantwortlichen für den Hamas-Großangriff auf Israel getötet worden.
Palästinensischen Angaben zufolge wurden bei dem nächtlichen Beschuss hunderte Gebäude im Norden des Gazastreifens komplett zerstört.
Die Hamas hatte am 7. Oktober einen beispiellosen Großangriff auf Israel begonnen. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen getötet und 229 Menschen als Geiseln verschleppt. Als Reaktion riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete massive Luftangriffe. Zudem kündigte Israel eine große Bodenoffensive im Gazastreifen an.
Bei den israelischen Angriffen auf den Gazastreifen wurden nach Angaben des von der Hamas geleiteten Gesundheitsministeriums seit Kriegsbeginn laut jüngsten Angaben vom Samstag mehr als 7700 Menschen getötet. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.(afp)
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Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat angesichts der Schläge Israels gegen den Gazastreifen vor der Vertreibung von zwei Millionen Palästinensern gewarnt. «Wenn Gaza ausgelöscht wird, (…), dann wird das eine Katastrophe für Jahrzehnte, wenn nicht für Jahrhunderte auslösen», sagte er in einem am Samstag auch vom russischen Außenministerium in Moskau veröffentlichten Interview der belarussischen Staatsagentur Belta.
Der Konflikt müsse auf friedlichem Weg gelöst werden — auch wenn aktuell die angespannte Lage keine Gespräche über eine Zwei-Staaten-Lösung erlaube. Notwendig seien eine Feuerpause sowie humanitäre Programme zur Rettung der Bevölkerung, der Verzicht auf eine Blockade, damit es Wasser, Strom, Essen und Wärme für die Menschen gebe, sagte Lawrow. «Auf das Erreichen dieser Ziele war unser Resolutionsprojekt gerichtet, das wir mit China und den arabischen Staaten in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eingebracht haben.»
Russland hatte sich zuletzt immer wieder als Vermittler angeboten. Damit will Moskau nicht zuletzt zeigen, dass es trotz der Sanktionen des Westens auf internationaler Bühne nicht isoliert ist. Das Land unterhält traditionell gute Beziehungen zur arabischen Welt, darunter zur islamistischen Hamas und zu Israel.
Lawrow erinnerte daran, dass Moskau zu Zeiten der Sowjetunion aktiv unterstützt habe, den Staat Israel zu erschaffen. Versäumt worden sei aber die Gründung eines unabhängigen Palästinenser-Staates, kritisierte er erneut. Moskau habe auch die israelische Regierung immer wieder darauf hingewiesen, dass die Gewalt nicht aufhöre, solange die Palästinenser keinen eigenen Staat hätten. «Bei Fehlen eines Staates wird von dort dauerhaft eine Bedrohung für Israel ausgehen.» (dpa/sbi)
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Israelische Städte sind am Samstag weiter vom palästinensischen Gazastreifen aus beschossen worden. In den Ortschaften im Grenzgebiet zu dem Küstenstreifen heulten mehrmals Warnsirenen, wie die israelische Armee mitteilte. Auch im Großraum Tel Aviv gab es erneut Raketenalarm, ebenso in der Küstenstadt Aschkelon. In der Wüstenstadt Beerscheva wurde nach Polizeiangaben ein Gebäude durch eine Rakete getroffen. Israelische Medien berichteten, auch in den Städten Holon und Kiriat Ono, beides Vororte von Tel Aviv, seien Raketen eingeschlagen. Es gab zunächst keine Berichte zu Verletzten.
Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der im Gazastreifen herrschenden Islamistenorganisation Hamas, bekannten sich zu den Angriffen. Sie hatten sich auch am Freitag zu Raketenangriffen auf Israel bekannt, unter anderem auf die Küstenmetropole Tel Aviv. Die Hamas wird nicht nur von Israel, sondern auch von EU und USA als Terrororganisation eingestuft.
Seit Beginn des Krieges vor drei Wochen sind nach israelischen Angaben rund 8.000 Raketen von Gaza aus auf Israel abgefeuert worden. Ein Teil davon sei im Gazastreifen selbst eingeschlagen und habe dort auch Opfer verursacht. (dpa)
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Seit dem blutigen Massaker der Hamas vom 7. Oktober sind einer Journalisten-Organisation zufolge 29 Medienvertreter in Israel und im Gazastreifen getötet worden.
Nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1992 seien in so kurzer Zeit so viele über den Nahost-Konflikt berichtende Reporter ums Leben gekommen, teilte das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (Committee to Protect Journalists, CPJ) in der Nacht über die Online-Plattform X mit.
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Deutschland — in German Israels Armee warnt Palästinenser: Gaza-Stadt jetzt ein "Schlachtfeld"