Die Bemühungen um ein Geiselabkommen im Gaza-Krieg sind an einem kritischen Punkt angelangt. Von Optimismus war zuletzt die Rede. Doch Israels Regierungschef scheint seine eigene Agenda zu verfolgen.
© Ohad Zwigenberg/AP/dpa
Die Bemühungen um ein Geiselabkommen im Gaza-Krieg sind an einem kritischen Punkt angelangt. Von Optimismus war zuletzt die Rede. Doch Israels Regierungschef scheint seine eigene Agenda zu verfolgen.
Heute, 04:52 Uhr
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sorgt mit verschärften Bedingungen für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg für Wut und Irritationen. Seine neue Forderung, dass in einem Abkommen die Rückkehr bewaffneter Hamas-Kämpfer aus dem Süden in den Norden des abgeriegelten Gazastreifens verhindert werden müsse, droht einem Medienbericht zufolge die zuletzt hoffnungsvollen Bemühungen um einen Deal zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas zum Scheitern zu bringen.
Mehrere Teilnehmer des israelischen Verhandlungsteams hätten bei Beratungen mit Netanjahu Vorbehalte gegen dessen Forderung geäußert, berichtete der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid im Nachrichtenportal „walla.co.il“. Sie sei nicht erfüllbar, wurde einer der Teilnehmer zitiert. Netanjahu hatte zuvor während einer Rede vor angehenden Offizieren seine Bedingungen für ein Abkommen bekräftigt, die er kürzlich vor Wiederaufnahme indirekter Verhandlungen aufgelistet und damit für Kritik gesorgt hatte.
Bewaffnete Hamas-Kämpfer an einer Rückkehr in den Norden Gazas zu hindern, sei eine Forderung, die nicht Teil von Israels Ende Mai vorgelegter Position gewesen sei; es sei nicht klar, warum Netanjahu sie erhoben habe, zitierte Ravid seine Quelle. Das Forum der Angehörigen der in Gaza festgehaltenen Geiseln reagierte auf die Berichte, wonach Netanjahus neue Forderung eine Einigung auf ein Abkommen verhindern könnte, mit den Worten: „Wir sind wegen dieses unverantwortlichen Verhaltens entsetzt und schockiert“.
„Es könnte dazu führen, dass eine Gelegenheit verpasst wird, die vielleicht nie wieder zurückkehrt“, heißt es in einer Erklärung. Netanjahu fordert jetzt außerdem, dass die israelische Armee auch künftig die Kontrolle über den sogenannten Philadelphi-Korridor ausübt, der im Süden Gazas entlang der Grenze zu Ägypten verläuft.
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