Der Blick von hier oben auf die Jerusalemer Altstadt ist einzigartig. Auf der großzügig angelegten Promenade in Armon Hanaziv, im Osten Jerusalems, findet man deshalb Jogger, Touristen, Reisegruppen und einheimische Ausflügler. Hier hat auch der Bus voller junger Israelis in Uniform das erste Mal gerade Halt gemacht, als ein weißer Lastwagen mit israelischem Nummernschild die breite Straße verlässt und in die Aussteigenden rast , noch einmal zurücksetzt und – der Fahrer ist von den ersten Schüssen zunächst nur verletzt – nochmals in sie hineinrammt.
Den Sanitätern, die bald darauf am Tatort eintrafen, bot sich ein grauenvolles Bild. Einige Opfer waren noch unter dem Fahrzeug eingeklemmt. Drei Frauen und ein Mann starben sofort, 13 Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht.
Schnell stand auch der Name des erschossenen Fahrers fest: Es soll sich um den 28-jährigen Familienvater Fadi al-Kanabir aus Jabel Mukaber handeln, ein arabisches Stadtviertel, das gleich hinter dem jüdisch besiedelten Armon Hanaziv beginnt. Aus dieser vernachlässigten Nachbarschaft kamen viele der palästinensischen Angreifer, die in den letzten Jahren mit Küchenmessern oder mit dem Auto israelische Passanten angegriffen haben.
Der Fahrer sei jedoch kein bekanntes Gesicht, sagte der Polizeikommissar Roni Alscheich, es habe auch keine spezifischen Vorwarnungen gegeben, obwohl er schon einmal in Gefängnishaft war. Er besaß israelische Papiere, war also ganz legal unterwegs.
Wenig später traf Premierminister Benjamin Netanjahu mit seinem Verteidigungsminister vor Ort ein, sprach von einem “tragischen Anschlag” und gab eine Information preis, die der Polizeikommissar – noch? – nicht hatte: Der Attentäter sei allen Anzeichen nach ein Unterstützer des “Islamischen Staates” gewesen. Dann zog Netanjahu eine Linie von den Anschlägen in Nizza über Berlin nach Jerusalem.