Chelsea Manning
kommt im Mai aus
dem Gefängnis frei. Barack Obama, der US-Präsident, der
härter gegen Whistleblower vorging als alle seine Vorgänger ,
erspart der Whistleblowerin rund 28 weitere Jahre in Haft. So
erfreulich es für Manning und ihre vielen Unterstützer ist, dass
Obama ihrem Antrag auf Strafmilderung stattgibt, so wenig passt die
Entscheidung zum Rest seiner Amtszeit.
Natürlich gibt es
viele gute Gründe, Manning nach mehr als sechs Jahren freizulassen: Ihre Verurteilung zu 35 Jahren Haft für die
Weitergabe Hunderttausender geheimer Dokumente des US-Militärs an
WikiLeaks war in erster Linie als Exempel gedacht, als Abschreckung
gegen andere Informanten, ohne jedes Maß.
Manning hat
geholfen, die Öffentlichkeit unter anderem über die grausame
Realität in den Kriegen im Irak und in Afghanistan aufzuklären.
Beispielhaft dafür steht das von WikiLeaks nachträglich mit
Collateral
Murder betitelte Video, das den Luftangriff eines
US-Militärhubschraubers im Irak zeigt, bei dem elf Zivilisten starben,
darunter zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters.
Auch wenn Politiker
und Militärs mehrfach behauptet haben, die Veröffentlichung der
Dokumente habe US-Soldaten und andere in Lebensgefahr gebracht, ist
nie nachgewiesen worden, dass auch nur ein Mensch deswegen zu Schaden
gekommen ist. Ebenso wenig sind die Soldaten aus dem
Kampfhubschrauber zur Rechenschaft gezogen worden, und kein Gesetz
wurde geändert oder eingeführt, um zu verhindern, dass noch einmal
geschieht, was in den Irak- und Afghanistan-Dokumenten beschrieben
ist. Die WikiLeaks-Enthüllungen auf Basis der von Manning
übermittelten Dokumente waren medial bedeutsam, politische
Konsequenzen aber hatten sie nicht.