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Kammermusik-Festival: Schöner kratzen mit Gummischweinen

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Eine tönende Wundertüte aus Witten: Warum zeitgenössische Kammermusik doch noch eine Zukunft hat, war bei den 49. Tagen für neue
Die zeitgenössische Kammermusik ist nicht tot – allen durchaus ketzerischen Behauptungen zum Trotz. Die einstige Königsgattung der klassischen Musik wird heutzutage allenfalls sträflich ignoriert oder totgeredet: von einem in weiten Teilen mut- oder ideenlosen Musikbetrieb, aber auch von einer zusehends rückwärtsgewandten Musikpublizistik.
Beide reagieren mit ihrer merklichen Zurückhaltung auf den ständig wachsenden Finanz- und Popularisierungsdruck und setzen stattdessen verstärkt auf «massenwirksame» Stücke und Gattungen. Das Neue hat es da generell schwer, neue Kammermusik erst recht.
Gleichwohl geriert sich die Szene selber, wie zum Beweis des Gegenteils, ausgesprochen frisch und lebendig. Das zeigte sich jetzt wieder bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik, dem nach wie vor einzigen Festival mit diesem ausschliesslich zeitgenössischen Gattungsschwerpunkt, seit 1969 durchgeführt in der einstigen Hochburg der Stahlindustrie.
Fast alle Veranstaltungen sind in diesem Frühjahr rege besucht, bisweilen bilden sich sogar Warteschlangen. Überdies sitzen im Publikum keineswegs ausschliesslich spröde Neue-Musik-Spezialisten, sondern überraschend viele jüngere Besucher. Und nicht zuletzt sind es vor allem die jüngeren Komponisten, die in diesem Jahr ganz besonders glänzen.
Dabei mussten die «Youngsters» immerhin mit Altmeistern der Moderne wetteifern. Zu diesen «Grandseigneurs» zählten die Briten Brian Ferneyhough und Harrison Birtwistle sowie der in Passau beheimatete Nicolaus A. Huber. Der mittlerweile 78 Jahre alte Huber, einst Schüler von Luigi Nono und Karlheinz Stockhausen, wurde in diesem Jahr mit einer umfassenden Werkschau gewürdigt, samt der Uraufführung seines neuen Werks «Split Brain» für Kammerorchester.
Eine schöpferische Persönlichkeit ist da zu erleben, die sich ausgesprochen disparat geriert. Politisches Engagement stösst auf quasiperformative Elemente, Lautmalerei oder geräuschhafte Klangaktionen.

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