Von den Hoffnungen der Revolutionen ist in Ägypten kaum noch etwas zu spüren. Präsident Sisi regiert mit harter Hand, der Tourismus liegt am Boden, die Preise steigen. Eine Reportage anlässlich des Jahrestages der Revolution vor sechs Jahren.
Von Anna Osius, ARD-Studio Kairo
Ahmed steuert das Auto seines Vaters durch den Kairoer Stau. Die Straßen sind so verstopft wie immer, er schlängelt sich durch, bringt Geschäftsleute zu ihren Terminen, einige der wenigen Touristen zum Flughafen. Der 23-Jährige arbeitet als Fahrer – wie sein Vater und sein Bruder. Es ist ein Job, den er eigentlich nie wollte. Er erzählt: „Ich habe Buchhaltung studiert, war einer der besten meines Jahrgangs. Eigentlich sollte ich eine Stelle an der Uni bekommen, aber dann wurde ein anderer genommen, dessen Vater Doktor ist und der bessere Kontakte hat. Jetzt schreibe ich Bewerbungen, suche jeden Tag nach einer Stelle. Aber ich finde einfach keine Arbeit. „
Alles ist besser als die Arbeitslosigkeit: Ein Mann verkauft am Straßenrand Zeitungen.
Ägypten steckt in einer massiven Wirtschaftskrise. Tausende junge Ägypter sind arbeitslos. Der Tourismus ist faktisch zusammengebrochen. Das Pfund wurde abgewertet, es gibt eine Inflation: Die Preise für einige Lebensmittel haben sich mehr als verdoppelt.
„Seit der Revolution hat sich alles verändert. Ein Kilogramm Fleisch hat mal 40 Pfund gekostet, jetzt sind es 140 Pfund. Tomaten, Reis, Benzin, alles ist teuer. Das Leben ist sehr schwierig“, klagt Ahmed. „Ich würde gerne heiraten, aber ich kann das Brautgeld nicht bezahlen. Ich verdiene nur 1000 Pfund im Monat. Ich müsste 30 Jahre lang sparen, dann könnte ich vielleicht heiraten. “ 1000 Pfund sind derzeit umgerechnet etwa 50 Euro.
Furcht vor einem Aufstand
Wirtschaftlich macht Ägypten gerade schwere Zeiten durch, erklärt Hassan Nafaa, Politikwissenschaftler an der Kairo Universität. Und das könnte schlimme Folgen haben: „Ich befürchte, dass es neue Unruhen geben wird.