Die Liste liest sich wie ein Offenbarungseid. Geradezu minutiös reiht Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann das aneinander, was bis heute bekannt ist aus den letzten Monaten im Leben des Anis Amri. Der Berliner Attentäter hat seine Spuren an etlichen Orten in Nordrhein-Westfalen hinterlassen. Seine insgesamt 14 genutzten Alias-Namen finden sich in Behördenakten, er war den Ermittlern ebenso bekannt wie den Terrorexperten. Aber auch nach einer viereinhalbstündigen Sondersitzung im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags bleibt die wichtigste Frage: Wie konnte es Amri dennoch gelingen, den Behörden zu entwischen und den Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt zu verüben, bei dem zwölf Menschen starben.
Neue Puzzleteile liegen nun offen, das Gesamtbild fehlt. Vor allem NRW-Innenminister Ralf Jäger muss sich am Donnerstag im Ausschuss den bohrenden Nachfragen aus den Oppositionsreihen stellen. Warum zum Beispiel konnte man den lange zuvor schon als islamistischen Gefährder bekannten Tunesier nicht bis zur Abschiebung aus dem Verkehr ziehen? Jägers Antwort: Die damaligen Erkenntnisse und die Rechtslage gaben es nicht her.
Zutage tritt nun: Amri nutzte mindestens 14 Namen, war mal als Ahmed Almasri, mal als Mohammad Hassan unterwegs, beantragte hier Asyl und dort Sozialleistungen, wurde als Gefährder ein- und wieder ausgestuft, wie Schürmann berichtet. Nachdem Amri im Sommer 2015 nach Deutschland eingereist war, tourte der 24-Jährige „hochmobil“ durch viele Bundesländer. Schwerpunkte waren NRW und Berlin.
Im Internet soll er sich informiert haben, wie man eine Bombe baut, er besuchte Moscheen und speicherte Videos von Menschen mit Schnellfeuerwaffen auf seinem Handy.
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Deutschland — in German Der Fall Amri: 14 verschiedene Identitäten und viele offene Fragen