In der Fraktionssitzung am Mittwoch erwähnte Schulz als erstes jenes Amt, das er in seiner politischen Laufbahn am längsten innehatte: Bürgermeister von Würselen. Er schob noch einen seiner Lieblingswitze hinterher: Würselen sei die Stadt, in deren Schatten Aachen sich gut entwickelt habe. Seine Botschaft zielte darauf, dass er elf Jahre lang die Sorgen und Anliegen der Menschen direkt mitbekommen habe. Er wisse also, was die Menschen bewegt.
Schulz, „Mister Europa“, war sichtlich bemüht, sich nicht als ein vom Volk weit entfernter Europapolitiker zu präsentieren. Aber: Als einstiger Fraktionschef im Europaparlament und Präsident der größten Volksvertretung kennt er eben auch die Klaviatur der Weltpolitik, das gehört zwingend mit zu seiner Biografie und der Inszenierung im Wahlkampf.
Seine politische Agenda für den Wahlkampf legte Schulz nur grob dar. Mit einer klaren „demokratischen Haltung“ will er den Rechtspopulisten begegnen. Dass der künftige SPD-Chef auch die soziale Gerechtigkeit im Wahlkampf nach vorne stellt, gehört in die Abteilung Selbstverständlichkeiten.
Harter Wahlkampf angekündigt
Wofür dieser Kanzlerkandidat im Detail steht, will er am Sonntag nach einer Klausursitzung der SPD eröffnen. Als Europa-Parlamentarier hielt er sich bislang innenpolitisch weitgehend zurück. So viel ist bekannt: Er war immer ein Befürworter des Mindestlohns und stand der in der SPD so umstrittenen Vorratsdatenspeicherung offen gegenüber. Als Spitzenkandidat im Europawahlkampf sprach er sich gegen Maut und Tempolimit auf Autobahnen aus. Doch was denkt er über das Rentenniveau, die Energiewende, die Gesundheitspolitik oder die innere Sicherheit?
Die Bürger werden es bald wissen. Seine Energie, seinen Arbeitseifer und seine volksnahe Rhetorik loben politische Freunde wie Gegner.