Von „methodischer Einschüchterung“ ist die Rede: Haben türkische Konsulate Eltern und sogar Schüler in Düsseldorf aufgefordert, Erdoğan-Kritiker zu denunzieren?
Das Generalkonsulat der Republik Türkei hatte eingeladen. Zu dem Treffen an einem Sonntagnachmittag im Januar kamen Vertreter türkischer Elternvereine und Lehrerverbände in das nüchterne Bürogebäude im linksrheinischen Teil Düsseldorfs. Der Erziehungsattaché war anwesend, auch Imame sollen dabei gewesen sein. Ähnliche Treffen gab es in den vergangenen Wochen auch in den Konsulaten in Essen, Köln und Münster, und eigentlich erregten diese seit Jahrzehnten regelmäßig tagenden Gesprächsrunden in ruhigen Zeiten nie Aufsehen: Man unterhält sich über Probleme türkischer Schüler in den Schulen Nordrhein-Westfalens.
Diesmal aber schafften es diese Treffen in die Schlagzeilen. Der Verdacht: Die Konsulate könnten dabei Eltern und sogar Schüler aufgefordert haben, Lehrer zu bespitzeln und zu denunzieren, die sich kritisch über den in Ankara zunehmend autokratisch regierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan äußern. Das jedenfalls haben gleich mehrere Lehrer aus den Konsulatsrunden Süleyman Ateş erzählt. Der Ex-Lehrer aus Köln, Mitglied des Bundesausschusses Migration der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), ging an die Öffentlichkeit. Die Konsularbeamten „haben den Eltern und Lehrern nahegelegt, als Patrioten aktiv zu werden und jeden an die Konsulate zu melden, der sich kritisch gegen Erdoğan äußert oder den Genozid an den Armeniern erwähnt“, erzählt Ateş.
Der stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Sebastian Krebs spricht von „methodischer Einschüchterung“ und der „Mundtot-Machung von Kritikern“ – „das geht gar nicht“.