Vom informellen Finanzministertreffen zum Agendasetter für die ganze Welt: Die G20 haben deutlich an Bedeutung gewonnen. Der Einigungsdruck ist hoch. Dafür nehmen die Mitglieder in Kauf, dass es nur in kleinen Schritten vorwärts geht. Von Julian Heißler.
Vom informellen Finanzministertreffen zum Agendasetter für die ganze Welt: Die G20 haben deutlich an Bedeutung gewonnen. Der Einigungsdruck ist hoch. Dafür nehmen die Mitglieder in Kauf, dass es nur in kleinen Schritten vorwärts geht.
Wenn im Juli mindestens 6000 Delegierte und über 3000 Medienvertreter zum G20-Gipfel über Hamburg herfallen, könnte fast übersehen werden, dass es sich bei dem Treffen eigentlich nur um eine informelle Zusammenkunft einiger Politiker handelt. Zumindest offiziell. Das Völkerrecht kennt das G20-Format nicht. In der internationalen Ordnung kommt es, anders als etwa die Vereinten Nationen, die Welthandelsorganisation oder der Internationale Währungsfonds, nicht vor. Trotzdem werden die Augen der Welt auf Hamburg gerichtet sein. Denn auch wenn die G20 keine offizielle Funktion erfüllen – für die Zukunft der Welt sind sie wichtig.
Damit war nicht zu rechnen, als vor 18 Jahren das erste G20-Treffen stattfand. Nur ein paar hundert Kilometer von Hamburg entfernt, in Köln, kamen damals die Finanzminister und Notenbankchefs der 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sowie der Europäischen Union zusammen, um angesichts der damals tobenden Finanzkrise in Asien Lösungen zu finden. Als schließlich neun Jahre später der Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers eine weltweite Wirtschaftskrise auslöste, erlebt das Format seine erste große Stunde.
Seitdem tagen nicht mehr nur die Finanzminister, sondern auch die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten. Hinzu kommen noch Vertreter internationaler Organisationen und zahlreiche Gastländer, die zu den Gipfeln geladen werden. Auch das Aufgabenprofil der G20 ist in dieser Zeit immer größer geworden. Kümmerte sich die Runde zunächst nur um Wirtschaftsthemen, so stehen in diesem Jahr beispielsweise auch Sicherheitspolitik, die Stärkung von Frauenrechten oder die Bekämpfung von multiresistenten Keimen auf der Tagesordnung.
„Wenn es die G20 nicht gäbe, dann müsste man sie erfinden“, erklärt Claudia Schmucker, Leiterin des Programms Globalisierte Weltwirtschaft der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) , im Gespräch mit tagesschau.de. Die Beschlüsse, die das Format fasse, hätten großen Einfluss auf die langfristige Entwicklung der Weltpolitik – auch wenn sie auf den ersten Blick wenig aufregend wirken. Das heißt: Die G20 sind ein bisschen langweilig, aber wichtig.
Es sind tatsächlich eher die kleinen Schritte, die im G20-Format verhandelt werden. Das liegt in der Natur der Sache.