Die Ausgangssituation des neuen Stuttgarter ‚Tatorts‘ ist banal und vertraut. Ein nerviger Stau im städtischen Feierabendverkehr.
Feierabendstau auf der Stuttgarter Weinsteige, dazu ein totes Mädchen am Straßenrand. Lannert und Bootz ermitteln mitten im Verkehrschaos. Ein „Tatort“ auf hohem Niveau.
Die Ausgangssituation des neuen Stuttgarter „Tatorts“ ist banal und vertraut gleichermaßen. Ein nerviger Stau im städtischen Feierabendverkehr. Nichts geht mehr. Die Heimkehrer sind müde, latent aggressiv und folglich ziemlich leicht reizbar. Ein Wasserrohrbruch hindert die Blechlawine am Weiterkommen. Als dann auch noch Kommissar Thorsten Lannert (Richy Müller) auftaucht und die Wartenden wegen einer Unfallflucht oder sogar wegen eines mutmaßlichen Mordes an einem 14-jährigen Mädchen befragt, macht sich Unruhe breit.
Die Vorstellung der einzelnen Stauinsassen ist dabei handwerklich geschickt und mit allerlei zündendem Wortwitz inszeniert. Es ist großes TV-Kino, wie mühelos es Regisseur Dietrich Brüggemann gelingt, dieses nicht gerade kleine Schauspiel-Ensemble unter einen Hut zu bekommen. Jeder Charakter erhält genügend Aufmerksamkeit. Der Filmschnitt in einer der Eingangsszenen zwischen den einzelnen Fahrerkabinen und der dazu laufenden Musik ist ein Klasse für sich.
Die Idee, einen „Tatort“ zu drehen, dessen Handlung sich fast komplett nur um die in einem Stau stehenden Autos abspielt und das auch noch nahezu in Echtzeit, mutet zuerst seltsam an. Doch was Regie, Buch und Kamera hier in die sonntägigen deutschen Wohnzimmer schicken, ist eine perfekte Entertainment-Sinfonie aus Krimi, Unterhaltung, Wortwitz, Sound, Charakteren, Tempo und Bildern.
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Deutschland — in German Der neue Stuttgart-"Tatort" im Stau: schlicht, schnörkellos und punktgenau