Es ist abzusehen, was nach dem Angriff von Las Vegas geschehen wird: nichts. Denn eine Verschärfung der US-Waffengesetze verhindert die Lobbyorganisation NRA.
Während die Menschen in Las Vegas um die Toten trauern, die Ermittler nach dem Motiv des 64-jährigen Todesschützen suchen und Politiker in Washington härtere Waffengesetze fordern, wandte sich US-Präsident Donald Trump am Dienstag bereits wieder anderen, für ihn scheinbar drängenderen Ereignissen zu. Er werde sich mit den Waffengesetzen „im Laufe der Zeit“ beschäftigen, rief er den wartenden Journalisten zu, bevor er auf der Wiese des Weißen Hauses den Hubschrauber Richtung Puerto Rico bestieg.
Seit der Wirbelsturm Maria über das US-Außengebiet in der Karibik hinweggefegt ist, fehlt es dort an Strom, Essen und medizinischer Versorgung. Nach Tagen heftiger Kritik ist es für Donald Trump wichtig, hier Präsenz zu zeigen. Den Rat, den Besuch auf der Insel angesichts des Unglücks in Las Vegas zu verschieben, lehnte Trump ab. Nur zu dieser knappen Auskunft ließ er sich hinreißen: Der Schütze sei ein „sehr, sehr krankes Individuum „, sagte Trump. Es gilt eben, Prioritäten zu setzen.
Es gibt noch einen anderen Grund dafür, warum Trump nach der tödlichsten Schießerei in der Geschichte des Landes, mit mindestens 59 Toten und mehr als 500 Verletzten, nur ungern über politische Lösungen nachdenken will. Im Wahlkampf hatte der vermeintliche Außenseiter-Kandidat sich als Waffenfreund präsentiert und in einer Rede vor der National Rifle Association versprochen, sich im Oval Office für das Recht der Waffenbesitzer stark zu machen. Die Waffenlobby NRA, die jeden Politiker in Washington mit einer Note versieht, die über die Karriere entscheiden kann, hatte zugunsten von Trump Millionen von Dollar in den Wahlkampf gesteckt. Trump weiß, dass er seinen Wahlsieg auch der bedingungslosen Unterstützung der Gruppe und ihrer fünf Millionen Mitglieder zu verdanken hat.
Für den Fall, dass er das aufgrund des großen Drucks aus der Öffentlichkeit nach Las Vegas vergessen sollte, erinnerte ihn Stephen Bannon wenige Stunden nach dem Angriff noch einmal daran. Der inzwischen entlassene Chefstratege und Boss der rechten Nachrichtenplattform Breitbart warnte in einem Gespräch mit der Seite Axios: Jede Bereitschaft von Seiten Trumps für einen Kompromiss mit den Waffengegnern drohe die eigene Basis zu zerstören. „Es wäre das Ende“, so Bannon. Dass sich an den laxen Gesetzen im Land ausgerechnet unter diesen Umständen etwas ändern wird, halten selbst die Befürworter der Verschärfungen für unwahrscheinlich.