Die Sozialdemokraten befinden sich in einer Zerreißprobe. Die Stimmung gegen eine Neuauflage der großen Koalition im Bund ist mächtig. NRW-SPD-Chef Groschek mahnt zur ‚Nachdenklichkeit‘.
Die Sozialdemokraten sind in der Frage, ob sie eine große Koalition eingehen sollen, tief gespalten. Selbst führende SPD-Mitglieder äußerten Skepsis oder forderten Nachbesserungen am Sondierungskompromiss vom Freitag. In dem kleinen Landesverband Sachsen-Anhalt setzte sich am Wochenende der linke Parteiflügel durch. Obwohl Ex-Parteichef und Außenminister Sigmar Gabriel wortgewaltig für eine Neuauflage der großen Koalition geworben hatte, lehnten die Delegierten bei einem Landesparteitag mit der Mehrheit von einer Stimme die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene ab.
Alles scheint offen
Die Hürden für die SPD, sich an einer Regierung zu beteiligen, waren noch nie so hoch wie aktuell. Am kommenden Sonntag soll ein Bundesparteitag in Bonn darüber abstimmen, ob die Sozialdemokraten offiziell in Koalitionsverhandlungen mit der Union eintreten dürfen. Ein möglicher Koalitionsvertrag soll noch einmal allen Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt werden.
Ob die SPD-Führung das Mandat für Koalitionsverhandlungen erhält, ist offen. Die Jusos machen mit aller Kraft gegen eine Neuauflage der großen Koalition bundesweit Stimmung. Auch viele führende Sozialdemokraten äußerten sich skeptisch. So brachte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer erneut eine Minderheitsregierung ins Spiel.