Nach der Freilassung Deniz Yücels stehen die Zeichen zwischen Deutschland und der Türkei auf Entspannung.
München (dpa) – Nach der Freilassung des Journalisten Deniz Yücel hofft die türkische Regierung auf eine stärkere Rüstungskooperation mit Deutschland und eine Entschärfung der Reisehinweise für die Türkei.
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim sagte der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, er wünsche sich eine deutsche Beteiligung am geplanten Bau des türkischen Kampfpanzers „Altay“. Zudem kündigte er einen Deutschlandbesuch von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nach der Vereidigung der neuen Bundesregierung an.
Der 44-jährige Deutschtürke Yücel war am Freitag nach einem Jahr Untersuchungshaft wegen Terrorvorwürfen freigelassen worden. Die Regierungen beider Länder hoffen nun auf weitere Entspannung in ihren schwer belasteten Beziehungen. Die Bundesregierung betont, dass keine Gegenleistung für die Freilassung versprochen worden sei. Auch der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu wies solche Spekulationen am Wochenende zurück: „Es hat nie einen Deal gegeben.“
Die türkische Regierung hofft trotzdem darauf, dass die Beziehungen zu Deutschland jetzt wieder ausgebaut werden können. Für Yildirim gehört auch der Rüstungsbereich zu den entwicklungsfähigen Kooperationsfeldern. Vom gemeinsamen Bau eines Kampfpanzers würden beide Seiten profitieren, sagte er der dpa. „Noch mehr Deutschland. Denn die Maschinen kommen aus Deutschland, einfache Teile würden in der Türkei hergestellt.“
Die türkische Regierung plant den Bau von etwa 1000 Kampfpanzern des Typs „Altay“ im geschätzten Wert von etwa sieben Milliarden Euro. Für die erste Tranche von etwa 100 bis 200 Panzern bietet auch der türkische Lastwagen- und Omnibusbauer BMC, mit dem der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern 2016 das Gemeinschaftsunternehmen RBSS gegründet hatte. Die Entscheidung über den Auftrag sollte eigentlich Anfang 2018 fallen.
Ohne Genehmigung der Bundesregierung ist eine Beteiligung eines deutschen Unternehmens am Panzerbau in der Türkei nicht möglich.