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Emmanuel Macron: Ohrfeige zum Abschied

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In den USA bediente Macron die Schwäche Trumps für Schmeicheleien. Die Zuneigung nutzte er dann, um systematisch die Politik des US-Präsidenten auseinanderzunehmen.
Zwei Tage verbrachten Donald Trump und Emmanuel Macron miteinander. Sie pflanzten eine Eiche, löffelten Crème-fraîche-Eiscreme von goldenen Tellerchen und hielten sich an der Hand. Macron küsste Trump gar auf die Wange. Am dritten Tag dann erteilte der französische Staatspräsident seinem amerikanischen Gastgeber eine öffentliche Ohrfeige. In seiner Rede vor dem US-Kongress – von Trump per Twitter noch gönnerhaft als „große Ehre“ für Macron angekündigt – wies der Franzose die Überzeugungen des US-Präsidenten Punkt für Punkt zurück. Mehr noch, er erklärte, dass die Streitpunkte mit Trump in Sachen Umweltschutz, Handel und internationaler Zusammenarbeit nichts weiter seien als „kurzfristige Unstimmigkeiten“ in der historisch engen Beziehung zwischen den beiden Nationen. Was man auch als Andeutung verstehen kann, dass Macron die politische Zukunft Trumps für begrenzt hält.
Deutlicher hätte Macron die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den beiden Staatsoberhäuptern kaum machen können. In seiner Rede – in flüssigem Englisch vorgetragen – vor den US-Volksvertretern rief er die Vereinigten Staaten dazu auf, sich an der Schaffung einer „Weltordnung für das 21. Jahrhundert“ auf der Basis der gemeinsamen Werte von Freiheit und Demokratie zu beteiligen. Nur so könne eine freie Welt geschaffen werden. Immer wieder beschwor der französische Staatspräsident die Bedeutung multilateraler Zusammenarbeit. Die brauche es, um globale Herausforderungen wie Terrorismus, soziale Ungleichheit und Klimawandel anzugehen. Das ist eine klare Absage an Trumps „America first“ –Ideologie und seiner Ansicht, dass jede Nation zuerst ihre eigenen Interessen verfolgen sollte. Während Trump Organisationen wie die UN, Nato oder die Welthandelsorganisation als Einschränkung der nationalen Souveränität sieht, argumentierte Macron in seiner Rede, gerade eine multilaterale Zusammenarbeit sorge für die notwendige Stabilität, in der sich die Nationen entfalten könnten.
Nur ein paar Häuserblöcke vom Kapitol entfernt befand der Oberste Gerichtshof der USA parallel zu Macrons Rede über das von Trump gegen mehrere mehrheitlich muslimische Länder verhängte Einreiseverbot.

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