Eine Lösung im Asylstreit der Union ist nach wie vor nicht in Sicht. Setzt sich die CSU mit ihrem Kurs der nationalen Alleingänge am Ende durch, wäre dies ein trauriges Zeichen an den Kontinent, meint Gordon Repinski.
Welch spektakuläres Bild der Entfremdung. Zeitgleich um 14 Uhr hielten am Montag Angela Merkel und Horst Seehofer ihre Pressekonferenzen in Berlin und München ab. Aus dem Duell um die Inhalte der Flüchtlingspolitik – besonders um die Frage der Zurückweisungen an der Grenze – war auch ein Duell um Zuschauer geworden. Der parallele Fernsehauftritt wurde zum Symbol der Entfremdung von CDU und CSU – und auch dafür, dass selbst nach einem Wochenende voller interner Gespräche die Gemüter noch nicht so gekühlt waren, dass eine Lösung in Sicht sein konnte.
Die Bundeskanzlerin und ihr Innenminister haben einen Aufschub vereinbart, nichts weiter. Im Schnellverfahren dürfte es Angela Merkel kaum gelingen, auf der europäischen Ebene eine tragfähige Lösung zu finden. Oder doch? Heimlich fürchtet man sich bei der CSU am meisten vor eben jenem Szenario: Dass Merkel in den kommenden zwei Wochen ihre politischen Instinkte nutzt, um bilateral oder auf europäischer Ebene Abkommen zu verhandeln, die sie in der Auseinandersetzung mit der CSU stärken.