Beim Gedenken am 20. Jahrestag der ICE-Katastrophe von Eschede mit 101 Toten hat Bahnchef Lutz die Opfer ausdrücklich um Verzeihung gebeten. Die Bahn sei ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden.
Hinterbliebene, Überlebende, Helfer und Anwohner sowie Vertreter von Politik und Bahn haben am Sonntagmorgen in Eschede (Landkreis Celle) an die ICE-Katastrophe am 3. Juni 1998 erinnert. Bei dem Unglück waren 101 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Richard Lutz, entschuldigte sich in seiner Rede im Namen seines Unternehmens noch einmal ausdrücklich bei den Betroffenen des Unglücks und bat sie um Verzeihung.
„Die Menschen haben sich uns anvertraut, und wir sind dieser Verantwortung an diesem Tag einfach nicht gerecht geworden“, sagte Lutz. Außerdem betonte Lutz, dass die Entschuldigung der Bahn, die sein Vorgänger Rüdiger Grube am 15. Jahrestag des Unglücks ausgesprochen hatte, viel zu spät gekommen sei. Die Bahn habe die nötige Sensibilität vermissen lassen. Von daher verneige er sich jetzt vor den Opfern.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte am 20. Jahrestag des schwersten Zugunglücks in der Geschichte der Bundesrepublik, das Unglück habe gezeigt, dass Technik keine absolute Sicherheit biete. Die Katastrophe sei „völlig unvermittelt und wie ein Blitz“ über Menschen hereingebrochen, die der Bahn voll und ganz vertraut hätten, so Weil. Dies zeige, dass die Einführung neuer Technik ständiger und äußerster Sorgfalt bedürfe.
Weil betonte mit Blick auf Opfer, Verletzte und Hinterbliebene, dass es Wunden gebe, die niemals heilen werden. Das Land Niedersachsen fühle sich eng mit den Betroffenen verbunden. Außerdem dankte er ausdrücklich allen Rettungskräften für ihren Einsatz. „Dieses Unglück stellt eine beispiellose Belastung dar, die sie bis heute tragen müssen“, so Weil.
Der Sprecher der Hinterbliebenen, Heinrich Löwen, sagte vor den Gedenktafeln in einem Hain von 101 Kirschbäumen an den Bahngleisen, die Toten von Eschede wollten den Lebenden etwas sagen: „Wenn ihr uns in eurem Gedächtnis und in eurem Herzen bewahrt, bleiben wir über den Tod hinaus verbunden.