John McCain hatte einen moralischen Kompass. Das tritt besonders hervor, seit Donald Trump Präsident ist. McCains andere Seiten verblassen. Ein Kommentar.
Noch im Tod kommt John McCain nicht los von Donald Trump. Das öffentliche Bild von ihm fiele anders aus, wenn nicht dieser Präsident im Weißen Haus säße. Dank Trump war McCain in den letzten Jahren seines Lebens wieder zu einer moralischen Instanz geworden: ein zäher Widersacher Donald Trumps im republikanischen Lager. Einer der Wenigen, die Prinzipien und Moral über die machtpolitische und parteipolitische Opportunität stellten.
An John McCain scheiterte die Abwicklung von Obamacare, die Abschaffung des Grundsatzes, dass zumindest im Prinzip jeder US-Bürger eine Krankenversicherung haben sollte. Dafür hatte sich erst 2010 eine äußerst knappe Mehrheit im US-Kongress gefunden.
Und da schließt sich ein Kreis. Auch den Beginn seiner politischen Laufbahn verdankt McCain dem Ruf moralischer Integrität. Im Vietnamkrieg hatte er als Marineflieger gedient und war im Oktober 1967 bei einem Einsatz über Hanoi abgeschossen worden. Für mehr als fünf Jahre kam er in Kriegsgefangenschaft – mit gebrochenen Knochen, die nicht richtig geschient und eingerichtet wurden. Im Lager für Kriegsgefangene, dem er den Spitznamen „Hanoi Hilton“ gab, wurde er gefoltert. Die körperliche Behinderung waren ihm lebenslang anzusehen. Seine Auftritte als Präsidentschaftskandidat 2008 gegen Barack Obama wirkten etwas hölzern, seine Arme konnte er nicht über den Kopf heben.
Die Vietnamesen hatten damals die vorzeitige Entlassung angeboten – in der Hoffnung auf einen Propagandaerfolg, McCains Vater war inzwischen Oberkommandierender für die Pazifikregion. McCain lehnte ab. Der Ehrenkodex gebietet, dass Kriegsgefangene in der Reihenfolge ihrer Gefangennahme freikommen. Im März 1973 kehrte er auf Krücken heim, 36 Jahre alt, aber mit weißen Haaren.
Die persönliche Erfahrung machte McCain zu einem Gegner von Folter – und von „verschärften Verhörmethoden“ wie Präsident George W. Bush und seine Anhänger die physische Malträtierung der Gegner in ihrem Krieg gegen Terror nach den Angriff auf das World Trade Center in New York am 11.