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Showdown mit Tränen und Wut im US-Senat

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Christine Blasey Ford beschuldigt Brett Kavanaugh der versuchten Vergewaltigung. Trumps Richter-Kandidat kämpft weinend und aggressiv um Ruf und Berufung.
Kurz vor Beginn der Mittagspause ist es soweit. Christine Blasey Ford kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Mehr als zweieinhalb Stunden dauert die Anhörung vor dem Justizausschuss des US-Senats in Washington da schon. Die Psychologieprofessorin aus Kalifornien, die dem Kandidaten von US-Präsident Donald Trump für das Oberste Gericht eine versuchte Vergewaltigung vor 36 Jahren vorwirft, hat bis dahin sichtlich angespannt, aber in einem freundlich-ruhigen Ton versucht, alle Fragen zu beantworten.
Doch als der Demokrat Richard Blumenthal aus Connecticut ausgerechnet seinen republikanischen Senatskollegen Lindsey Graham aus South Carolina zitiert, ist es um sie geschehen. Der Jurist Graham habe 2015 über den ungeheuren „Mut“ geschrieben, sagt Blumenthal, den Opfer von sexueller Gewalt aufbringen müssten, wenn sie öffentlich über ihr Trauma sprächen und gegen ihre Peiniger aussagten. Graham nickt zustimmend, und Ford verliert den Kampf gegen die Tränen.
Es ist eine historische Anhörung am Donnerstag, bei der sowohl Ford als auch Kavanaugh zu Vorgängen im Jahr 1982 unter Eid befragt werden. Nach dem Eingangsstatement von Ford, bei dem sie ihren Vorwurf der versuchten Vergewaltigung vor laufenden Kameras wiederholt, hat jedes Ausschussmitglied das Recht, ihr fünf Minuten lang Fragen zu stellen. Für die Republikaner macht das die auf sexuelle Gewalttaten spezialisierte Staatsanwältin Rachel Mitchell – ein bisher einzigartiges Vorgehen. Sie versucht, die Glaubwürdigkeit von Ford zu überprüfen, immerhin, ohne diese zu sehr unter Druck zu setzen. Die Republikaner wissen, das käme nicht gut an, immerhin wird die Sitzung live im Fernsehen übertragen.
Dass eine Frau für die elf ausschließlich männlichen Republikaner die Befragung übernimmt, ist ein kluger Schachzug: Es geht zivilisiert zur Sache, viel zivilisierter, als man nach der tagelangen Aufregung erwarten konnte, die vor allem in den sozialen Netzwerken aufgekommen ist, seit Ford ihre Geschichte öffentlich gemacht hat. Die zehn demokratischen Senatorinnen und Senatoren betonen nacheinander, wie viel Respekt sie vor ihrem Schritt haben, dass sie ihr glauben und sie sich wünschten, das FBI würde die Anschuldigungen gegen Kavanaugh untersuchen. Fragen haben sie eigentlich nur wenige.
Zu Beginn der Sitzung erklärt die 51-Jährige, warum sie an die Öffentlichkeit gegangen ist. Sie halte es für ihre „staatsbürgerliche Pflicht“, über den sexuellen Angriff zu berichten.

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