Der türkische Präsident Erdogan steht in Deutschland stark in der Kritik. Und mit ihm die Deutsch-Türken, die ihn unterstützten. Doch es gibt auch viele, die sich politisch nicht äußern. Was denken diese Deutsch-Türken wirklich? Ein Versuch der Annäherung.
Das Regierungsviertel liegt lahm: Beton-Sperren versperren die Straßen, die Polizei kontrolliert die Verblombung der Gulli-Deckel in Berlin-Mitte, vor dem Hotel Adlon wehen die europäische, deutsche und türkische Flagge im Wind. Die Stadt ist durch den Besuch von Präsident Recep Tayyip Erdogan vom 27. Bis 29. September in Deutschland im Ausnahmezustand.
Es ist ein Besuch, der bereits im Vorfeld für heftige Diskussionen gesorgt hat. Der Einfluss Erdogans in Deutschland, etwa durch die Türkisch-Islamische Union Ditib, steht in der Kritik. Und mit ihm auch viele Deutsch-Türken. Wie ist die Stimmung unter ihnen?
Ein Besuch in Berlin-Kreuzberg. Direkt am Kottbusser Tor herrscht geschäftiges Treiben. Döner-Buden, Kioske und Gemüsehändler reihen sich aneinander. An den Geschäften hängen Schilder auf Deutsch und Türkisch. Es herrscht eine unsichtbare Barriere. Fast niemand möchte sich anlässlich des Erdogan-Besuches äußern. Das Deutsch sei nicht gut genug oder man wolle sich nicht politisch äußern, lauten die Antworten.
Doch eine Deutsch-Türkin traut sich. Die 48-Jährige Nafiye erzählt ihre Geschichte – ohne ihren richtigen Namen in der Zeitung lesen zu wollen. Sie hilft in einem kleinen Laden aus, der türkischen Tee und Baklava verkauft. Vor 21 Jahren verliebte sie sich in der Türkei in einen Deutschen aus Ostberlin. Als er schwer krank wurde, kamen sie gemeinsam nach Deutschland – wegen der besseren Therapiemöglichkeiten. Das ist jetzt 13 Jahre her. „Damals herrschte noch keine Diktatur“, sagt Nafiye über ihre Heimat, die Türkei.
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Deutschland — in German „Wir lieben unsere Heimat, aber mit der Diktatur kann man nicht leben“