Heute treffen sich die mächtigsten Politiker der Welt zum G20-Gipfel in Buenos Aires. Doch in Wahrheit sind viele von ihnen angeschlagen oder angezählt. Und einen von ihnen müsste man sofort verhaften.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:
63 Milliarden US-Dollar berappte der Leverkusener Bayer-Konzern im Sommer 2016, um den amerikanischen US-Saatgutriesen Monsanto zu übernehmen. Die teuerste Auslands-Übernahme eines deutschen Unternehmens. Das Management um Werner Baumann wollte so die Zukunft des Pharmakonzerns sichern. Den amerikanischen Markt besser erschließen. Einen gefährlichen Konkurrenten fressen, bevor man selbst gefressen wird. Vom Wachstum der Weltbevölkerung profitieren: Im Jahr 20150 werden zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben; um sie zu ernähren, muss die landwirtschaftliche Produktion enorm gesteigert werden. Das geht mit gentechnisch verändertem Saatgut und Unkrautvernichtern wie dem umstrittenen Glyphosat einfacher und schneller. Beides hatte Monsanto.
Zwei Jahre später sorgt Bayer nun wieder für Schlagzeilen: Gestern hat der Konzern angekündigt, 12.000 Arbeitsplätze zu streichen und mehrere Geschäftsfelder zu verkaufen. In Leverkusen versucht man, den Kahlschlag als durchdachte Strategie darzustellen, aber davon sollte man sich nicht blenden lassen. Ein Wort reicht, um den Kern des Problems zu beschreiben: Managementfehler. Mehrere gerade erst zugekaufte Medikamente sind am Markt gefloppt, allein dafür muss Bayer 3,3 Milliarden Euro abschreiben. Der Börsenkurs ist eingebrochen. Und in den USA muss sich Bayer mit mehr als 9000 Klägern auseinandersetzen, die Glyphosat für krebserregend halten. Große Chefs ganz klein.
Noch ein weiteres deutsches Unternehmen sorgte gestern für Schlagzeilen. Ermittler der Staatsanwaltschaft durchsuchten die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt. Der Verdacht: Das Institut könnte noch bis in die jüngste Vergangenheit hinein Kriminellen bei der Geldwäsche geholfen haben. “Anklage ist noch nicht erhoben, ein Urteil ist noch nicht gefällt worden. Die Deutsche Bank muss als unschuldig gelten, solange das der Fall ist – oder das Geldhaus selbst Versäumnisse einräumt“, schreibt unsere Wirtschaftskolumnistin Ursula Weidenfeld zutreffend. Aber falls der Vorwurf sich bestätigt, wäre es die endgültige Bankrotterklärung.
Denn auch die Krise der Deutschen Bank ist im Kern auf Managementfehler zurückzuführen. Getrieben von Ehrgeiz, Gier und ihren Aktionären, versuchten die Herren in den Glitzertürmen das ehrwürdige Geldhaus Anfang der 2000er Jahre zur weltweit führenden Investmentbank hochzujazzen. Dann kam die Finanzkrise, und die hochfliegenden Pläne stürzten ebenso in den Keller wie der Aktienkurs. Heute gilt die Deutsche Bank selbst als Übernahmekandidatin – wenn sie in der bestehenden Form überhaupt noch zu retten ist. Auch hier: Große Chefs ganz klein.
Zwei deutsche Traditionskonzerne, eine Tendenz. Wenn unternehmerischer Mut in Größenwahn umschlägt, bleiben Vernunft, Vorsicht und Seriosität auf der Strecke. Und das Geld der Aktionäre. Und Zigtausende Mitarbeiter.
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Ein ehemaliger Immobilienhai, der jeden Tag mit neuen Enthüllungen zu seinen windigen Deals rechnen muss und nebenher die stärkste Armee der Welt befiehlt. Ein ehemaliger Geheimdienstler, der sein Riesenreich wie einen Mafiastaat führt. Ein Diktator, der die Weltwirtschaft erobern will, sich aber in einen Handelskrieg verstrickt.
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Deutschland — in German Tagesanbruch: G20-Gipfel in Buenos Aires – Große Chefs ganz klein