Die Unterstützung für den Brexit-Deal bricht weg. Die Hoffnung der britischen Premierministerin, das Kabinett und ihre Partei hinter den Brexit-Kompromiss scharen zu können, hat sich schon nach einem Tag zerschlagen. Sie verlor zwei Minister und sieht ungewissen Zeiten entgegen.
Theresa May hat am Donnerstag leidenschaftlich ihren Brexit-Kurs verteidigt, nachdem am Morgen zwei Minister im Kabinettsrang zurückgetreten waren. Die Premierministerin beantwortete drei Stunden lang Fragen im Unterhaus und wandte sich am Abend in einer Pressekonferenz an die Nation. Einen Rücktritt schloss sie aus. Sie sei mit jeder Faser ihrer Existenz überzeugt, dass ihr Kurs das Beste sei für die Nation. Führung bedeute, den richtigen, nicht den einfachen Weg einzuschlagen, sagte sie. Zweifel, ob der von allen Seiten kritisierte Entwurf eines Brexit-Vertrags im Parlament eine Mehrheit finden werde, wischte sie beiseite. Die Abstimmung im Unterhaus wird Mitte nächsten Monats erwartet.
Mays Auftritt passte als Abschluss von einem Tag, der an politischer Dramatik kaum zu überbieten war. Bereits am Vorabend war deutlich geworden, dass die vorausgegangene Kabinettssitzung stürmisch verlaufen war. Zehn Minister, ein Drittel des Kabinetts, äusserten Einwände gegen den Austrittsvertrag. Den Brexit-Anhängern missfallen daran vor allem zwei Dinge: die enge Anbindung des Vereinigten Königreichs an das Regelwerk der EU, um eine harte innerirische Grenze zu verhindern; und die Bestimmung, dass die Briten nur im Einvernehmen mit der EU den sogenannten Backstop (die Notlösung, um eine harte Grenze zu verhindern) beenden können.