Interessiert es Facebook-Nutzer noch, dass Mark Zuckerberg ihre Daten verkaufen wollte – und dass Netflix, Airbnb, Tinder diese bevorzugt bekamen? Das sollte es.
Intern verschickte Mails möchte man als Unternehmenschef vermutlich nicht veröffentlicht sehen. Vor allem, wenn sie einen Inhalt wie diesen haben. Er habe übers Wochenende viel über das Geschäftsmodell nachgedacht, schrieb Mark Zuckerberg, der Gründer und Chef von Facebook, im Oktober 2012 an einige Kollegen. Und schilderte ihnen eine Idee für ein Tauschgeschäft: Dafür, dass Unternehmen Userdaten einsehen dürften, könne man doch von denen eine Gebühr erheben, zehn Cent zum Beispiel pro Nutzer und Jahr. Die Firmen müssten gar kein Geld direkt an Facebook zahlen, sondern für den Gegenwert Werbung auf der Social-Media-Plattform schalten oder andersherum Facebook auf deren Onlineplattformen Werbeplätze freiräumen. „Die Gebühr von zehn Cent pro User und Jahr könnte sogar zu niedrig sein“, schrieb Zuckerberg. “ Spotify zum Beispiel müsste bei der Höhe nur für drei Millionen Dollar pro Jahr bei uns Anzeigen schalten, um mit uns quitt zu sein, Pinterest auch ungefähr.“
Gemäß dieser Mail wollte Mark Zuckerberg faktisch die persönlichen Daten von Facebook-Nutzerinnen und -Nutzern verkaufen. Öffentlich hat Zuckerberg stets abgestritten, dass Facebook so etwas je tun werde oder getan habe. Ob das Tauschgeschäft Daten gegen Werbung eine Idee blieb oder Realität wurde, ist bislang völlig ungeklärt. Facebook selbst wiederholt nun als erste Reaktion den alten Schwur: „Wir haben niemals die Daten von Menschen verkauft.“ Mark Zuckerberg hat es aber, zeigt sich nun, mindestens intern vorgeschlagen.
Sollten die Social-Media-Plattform und ihr Gründer nach all den größeren und kleineren Datenskandalen, die Firma in den vergangenen Monaten durchgeschüttelt haben, noch irgendeinen Rest an Glaubwürdigkeit übrig haben bei ihren mehr als zwei Milliarden Nutzerinnen und Nutzern weltweit: Der müsste damit jetzt eigentlich endgültig verbraucht sein.