Trumps Verteidiger haben im Impeachment-Verfahren zum Angriff ausgeholt. Im US-Senat spielten sich dabei ungewohnte Szenen ab.
Nach zwei Stunden Vortrag der Verteidigung könnte man zu der Auffassung gelangt sein, Donald Trump solle verurteilt werden, weil er die Worte „Kampf“ oder „kämpfen“ verwendet habe. In Endlosschleifen zeigt der Anwalt David Schoen aus dem Zusammenhang gerissene Videosequenzen, in denen Demokraten oder ihnen nahestehende Aktivisten diese Worte verwenden. Im Sitzungssaal des US-Senats spielen sich dabei ungewohnte Szenen ab, wie Reporter berichten. Senatoren lachen, kommentieren die Szenen laut, die stark an einen Werbespot der Trump-Kampagne erinnern. Oder an Berichte beim rechten Sender Fox News. Am Freitag, Tag vier des zweiten Impeachment-Prozesses gegen den früheren US-Präsidenten wegen „Anstiftung zum Aufruhr“ im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol, hat die Verteidigung das Wort. Und ihr Auftritt gerät viel parteiischer als gedacht. Die Verteidigung argumentiert, Trumps Rede am Morgen des 6. Januars sei vom Recht auf Meinungsfreiheit geschützt, ein Argument, das konservative Amerikaner gerne verwenden. Das Impeachment sei „cancel culture“ Auch ansonsten benutzen die Anwälte bei Republikanern beliebte Wendungen, etwa, wenn sie davon sprechen, dass das Impeachment-Verfahren gegen Trump ein Beweis der „cancel culture“ sei, dass die Demokraten selbst zu Gewalt bei den Anti-Rassismus-Protesten aufgerufen hätten, oder dass einer der ersten am 6. Januar Verhafteten ein Mitglied der Antifa gewesen sei – immer wieder kolportiert der Trump-Kosmos wahrheitswidrig, nicht dessen Anhänger, sondern Linksextremisten hätten das Kapitol gestürmt. Die Faktenchecker der großen US-Medien kommen mit dem Twittern gar nicht hinterher. Nach zwei Tagen, in denen die demokratischen Ankläger einen packenden, verständlichen und vor allem überzeugenden Fall vor den Senatoren, die als Jury in diesem Prozess agieren, ausgebreitet haben, war die Spannung groß, wie die Gegenseite reagieren würde.