Eltern sind besorgt: In Zeiten von Homeschooling und sozialer Isolation verbringen viele Kinder und Jugendliche mehr Zeit mit Videospielen. Ist in der Pandemie somit die Gefahr einer Videospielsucht größer? Zwei Experten sind sich uneinig.
An einem langweiligen, verregneten Sonntag war es für viele Kinder und Jugendliche vor Corona-Zeiten gang und gäbe, sich ihre Zeit mit Videospielen zu vertreiben. Auch nach der Schule trafen sie sich gern mal mit Freunden zum Zocken. Schon damals war Müttern und Vätern die Konsole oder der PC ein Dorn im Auge, wenn die Kinder einen Tag mehr vor dem Bildschirm klebten, als ihnen lieb war. Kein Wunder also, dass viele Eltern in der Pandemie besorgt sind, wenn ihre Jungen und Mädchen mehr Zeit mit Games verbringen. Laut einer im Juli 2020 veröffentlichten Studie der Krankenkasse DAK waren die Gamingzeiten bei Kindern und Jugendlichen während der ersten Monate der Pandemie sogar um 75 Prozent in der Woche und um 30 Prozent am Wochenende gestiegen. In einer weiteren DAK-Studie im April 2021 gab es im Vergleich zu den ersten Zahlen zwar einen Rückgang von rund 15 Prozent, jedoch lag die Nutzungszeit trotzdem 59 Prozent höher als noch vor der Pandemie. Die längeren Spielzeiten können Eltern verunsichern: Laufen ihre Kinder nun verstärkt Gefahr, süchtig nach Videospielen zu werden? Aktivierungsmail verschickt Vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Newsletter. In Kürze erhalten Sie einen Aktivierungslink per E-Mail von uns. Die Newsletter-Anmeldung hat leider nicht geklappt. Bitte versuchen Sie es noch einmal und laden Sie die Seite im Zweifel neu. Noch gibt es keine Daten, die einen Anstieg von Fällen einer Videospielsucht in der Pandemie belegen. Auch Experten sind sich darüber uneinig, ob die Gefahr im Lockdown höher ist, eine Gamingsucht zu entwickeln. Bert te Wildt, Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen und Suchtforscher, befürchtet Schlimmes: „Die Tatsache, dass wir alle immer mehr hinter dem Bildschirm verschwinden und Computerspiele immer nur ein paar Klicks weg sind, spricht sehr dafür, dass mehr Menschen betroffen sein werden und dass die Betroffenen stärker betroffen sind, die es vielleicht mal im Griff hatten“, sagt er. Nachdem die Zahl an Internet- und Computersüchtigen in seiner Klinik am Anfang der Pandemie noch geringer war, sind seit Ende vergangenen Jahres mehr Anträge von Betroffenen eingegangen. Er vermute, dass die Sucht vielen Menschen in den ersten Monaten der Pandemie nicht aufgefallen ist, weil „alle in denselben Schuhen waren“. Jedoch sei Menschen wahrscheinlich nach oder nach aufgefallen, wie groß der Schaden sei. Kommunikationswissenschaftler Christoph Klimmt, der auf dem Gebiet der Videospiele forscht, sieht die Pandemie hingegen grundsätzlich nicht als Treiber für eine Computerspielsucht. Gaming biete jungen Leuten im Umgang mit der Krise vor allem eine Chance: „Für den Großteil der Kinder und Jugendlichen ist gerade das Zocken in Zeiten der Isolation und von Homeschooling eine sehr wertvolle Ressource. Sie können mit Freundinnen und Freunden in Kontakt bleiben und positive gemeinsame Erfahrungen beim Spielen sammeln, weil das aktuell eine der wenigen Freizeitaktivitäten ist, die sicher ausführbar sind und zuverlässig zur Verfügung stehen“, sagt der Professor am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Exzessiver, unkontrollierter und suchtartiger Gebrauch von Videospielen sei kein Massenphänomen und betreffe auch in Corona-Zeiten nur wenige Kinder. Klimmt betont jedoch, dass in der Corona-Krise die Gefahr einer Sucht für Risikokinder und -jugendliche steigt. Auch für diejenigen, die vor Corona betroffen waren, könnte die Pandemie zur zusätzlichen Belastung werden. Denn häufig habe eine Gamingsucht ihre Wurzeln in seelischen oder sozialen Problemen wie Depressionen, Angststörungen und massiven Vernachlässigungen im häuslichen Umfeld.
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USA — mix Computerspielsucht: Treibt die Corona-Pandemie mehr Kinder in die Abhängigkeit?