Die Ansiedlung von Bundesbehörden lässt die jeweiligen Städte stets jubeln. Doch sind die Erwartungen auch berechtigt? Wir haben im Raum Leipzig nachgefragt, was aus drei Ansiedlungen geworden ist.
„Wir sitzen noch in einem Coworking Space nahe dem Rathaus“, sagt Christian Egle. Er ist Sprecher der Ende 2019 von Bundeswirtschafts- und Bundesforschungsministerium ins Leben gerufenen Agentur für Sprunginnovationen (Sprind) in Leipzig. Coworking Space – das bedeutet Bürogemeinschaft mit anderen kleinen Startups oder Freiberuflern. Zu sehen sei von der neuen Bundesagentur noch nicht viel. Der Geschäftsführer der Agentur, Rafael Laguna de la Vera, lebe und arbeite in Köln. Egle selbst hat seinen Lebensmittelpunkt in Mittelfranken. „Wir sind nicht so häufig in Leipzig“, sagt er. Wegen der Corona-Pandemie sei sein Chef zuletzt Mitte April an der Pleiße gewesen, davor im November. Ursprünglich war einmal von 30 bis 50 Stellen die Rede. Daran solle festgehalten werden, verspricht Egle. Das Team umfasse mittlerweile zwar mehr als 30 Leute, aber nur 10 bis 15 davon seien in Leipzig. „Der Rest ist vertreut über die ganze Republik.“ Die Arbeit erfolge über Videokonferenzen, Emails oder auch Datei-Sharing. Frühestens ab September soll es dann ein größeres Büro am Lagerhof nahe des Leipziger Hauptbahnhofs geben. „Der Plan ist schon, dass wir regelmäßig dort sein werden – aber auch nicht jeden Tag und immer.“ „Unser Job ist es, hervorragende Ideen zu finden, die das Potenzial für eine Sprunginnovation haben. Und idealerweise werden daraus dann hundertprozentige Tochterfirmen. Die ersten vier GmbH sind bereits in Gründung.“ Dafür würden dann auch noch weitere Projektmanager eingestellt. „Die jungen Leute kommen sehr gern nach Leipzig“, versichert Egle. Kritischer ist die Lage bei der 2018 gegründeten Agentur für Cybersicherheit, die am Flughafen Leipzig/Halle ihr Domizil aufschlagen sollte. Das Konstrukt von Bundesinnen- und Bundesverteidigungsministerium sollte eigentlich die „technologische Innovationsführerschaft“ der Bundesrepublik sichern. Vor allem mit der Sicherheit bei der Bundeswehr und der Polizei wollte sich die Agentur beschäftigen. Für diesen „Meilenstein zum Schutz unserer IT-Systeme“ (Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU) sind bis 2023 insgesamt 350 Millionen Euro und die Schaffung 100 neuer Stellen geplant. Geflossen ist von dem Geld aber noch nichts. Im Juni verlässt nun sogar Forschungsdirektor Christoph Igel das Schiff, dessen Besatzung derzeit etwa 25 Mitarbeiter zählt. Igel hatte es als drängende Aufgabe der Agentur bezeichnet, „die besten Köpfe in Deutschland zum Thema Cybersicherheit zu gewinnen“.
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USA — mix Bundesbehörden in Leipzig: Was die Millionen-Investitionen gebracht haben