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Die Taliban auf dem Vormarsch

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Die Sicherheitslage spitzt sich weiter zu. Die Islamisten rücken an
die Hauptstadt Kabul heran. Der USA fehlt der „Wille, sich dem Vormarsch zu widersetzen“.

Die militant-islamistischen Taliban haben in Afghanistan ihre Gebietsgewinne rasch fortgesetzt und binnen einer Woche mehr als die Hälfte aller Provinzhauptstädte eingenommen. Am Freitag waren laut Medien 18 der 34 Provinzhauptstädte unter Kontrolle der Islamisten. Die USA warfen der politischen und der militärischen Spitze Afghanistans infolge mangelnde Kampfbereitschaft vor. Es mangle am „Willen, sich dem Vormarsch der militanten Islamisten zu widersetzen“, so das Pentagon. Das sei „beunruhigend“ zu sehen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, dem Sender CNN am Freitag (Ortszeit). Die USA hätten den „fehlenden Widerstand“ durch die afghanischen Streitkräfte nicht vorhersehen können, sagte Kirby im Interview mit dem Sender. Die afghanischen Sicherheitskräfte seien den Taliban in Bezug auf Ausrüstung, Training und Truppenstärke überlegen und verfügten über eine eigene Luftwaffe. Mit Blick auf die finanzielle Unterstützung der US-Regierung für die Sicherheitskräfte fügte Kirby hinzu: „Geld kann keinen Willen kaufen.“ Dafür sei die politische und militärische Führung der Afghanen zuständig. Die Kampfbereitschaft sei nötig, um zu verhindern, dass die Taliban das ganze Land unter ihre Kontrolle bringen, warnte der Sprecher. Präsident Ghani schwieg lange Der afghanische Präsident Ashraf Ghani schwieg lange zur Lage. Am Freitagnachmittag (Ortszeit) teilte sein Vizepräsident Amrullah Saleh mit, in einer Sicherheitssitzung im Präsidentenpalast sei entschieden worden, weiter der „Armee der Ignoranz und des Terrors“, damit meinte er die Taliban, entgegenzustehen. Man werde den Sicherheitskräften alle dafür notwendigen Mittel zur Verfügung stellen. Es wird geschätzt, dass es rund 300.000 Sicherheitskräfte und 60.000 Taliban-Kampfer gibt. Nach der zweitgrößten Stadt Kandahar in der Nacht und der Stadt Lashkar Gah in der Früh eroberten die Taliban mit Pul-e Alam in der Provinz Logar eine Provinzhauptstadt nur 70 Kilometer südlich der Hauptstadt Kabul. Die Taliban hätten dort die wichtigsten Regierungseinrichtungen der Stadt übernommen und den Provinzgouverneur sowie den Geheimdienstchef gefangen genommen, sagten ein Provinzrat und ein Parlamentarier der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Aus Sicherheitskreisen heißt es seit längerem, dass in der Provinz Logar Taliban-Kämpfer für einen Angriff auf Kabul versammelt werden. Die Taliban kontrollieren fünf der sieben Bezirke, die zwei näher zur Provinz Kabul liegenden – Khoshai und Mohammed Agha – sind umkämpft. Von Pul-e Alam sind es nur rund eineinhalb Stunden mit dem Auto nach Kabul. Die UNO warnt: Das Land gerät außer Kontrolle UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte vor einer Verschlechterung der Lage. „Afghanistan gerät außer Kontrolle“, erklärt er und fordert die Taliban auf, ihre Offensive sofort zu stoppen. Die Staatengemeinschaft müsse deutlich machen, dass „eine Machtergreifung durch militärische Gewalt ein aussichtsloses Unterfangen ist“. Dies könne nur „zu einem längeren Bürgerkrieg oder die komplette Isolation Afghanistans führen“. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen wird die Lage der Menschen in Afghanistan immer verzweifelter.

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