Die Maaßen-Kandidatur in Südthüringen löst massive Verwerfungen im linken Lager aus: Linke-Ministerpräsident Ramelow weist einen Aktivisten-Aufruf zurück, Wahlkampfhilfe für Maaßens SPD-Herausforderer zu leisten. Von SPD-Mann Lauterbach kommt prompt der Vorwurf der Nazi-Nähe.
K arl Lauterbach war stinksauer. Doch der Zorn des Mediziners, der in jüngerer Vergangenheit vor allem mit seinen Einschätzungen zur Pandemie Schlagzeilen gemacht hatte, richtete sich in dieser Woche nicht gegen „Querdenker“, Impfgegner oder Corona-Leugner. Lauterbach nahm Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) ins Visier – und fuhr per Twitter das schwerste Geschütz auf, das im linken rot-grünen Diskurs zum Einsatz kommen kann: Der Vorwurf von Nazi-Nähe. „Ich kann nicht glauben, dass @bodoramelow sich hier vor @HGMaassen stellt, der mit den Nazis gemeinsame Sache macht und für mich einer ist“ schrieb Lauterbach. „Das zeigt leider, dass Rot-Grün-Rot einfach keine Basis hätte.“ Was war passiert? Hatte der linke Ministerpräsident gerade den ehemaligen Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz zum Kaffeekränzchen in die Erfurter Staatskanzlei geladen? Natürlich nicht. Hintergrund der Lauterbach-Attacke ist die volatile Lage im Südthüringer Bundestagswahlkreis 196. Dort tritt Maaßen für die CDU an. Sollte er den Wahlkreis gewinnen, säße er im nächsten Bundestag. Um das zu verhindern, hat der in Berlin ansässige Verein Campact vor Monaten eine Erststimmenkampagne für den SPD-Kandidaten Frank Ullrich gestartet.