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Der Ruhelose

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Moskau und Washington, „Monitor“ und „Weltspiegel“, öffentlich-rechtlicher Weltenbummler. Zum Tod von Korrespondentenlegende Gerd Ruge.
Was für ein Journalisten- und Korrespondentenleben: 1956, drei Jahre nach dem Tod von Stalin, ging Gerd Ruge als erster ständiger Korrespondent aus der Bundesrepublik für die ARD nach Moskau. Man darf nicht vergessen: Günter Gaus wurde erst 1974 von der DDR als erster westdeutscher Korrespondent zugelassen, also fast zwanzig Jahre später. Da war Ruge längst schon wieder weitergezogen.1964 wechselte er von der Sowjetunion Richtung Vereinigte Staaten, wurde ARD-Korrespondent für die USA am Regierungssitz in Washington. Am Freitag ist Gerd Ruge im Alter von 93 Jahren in München gestorben. Seine ruhige, ja beruhigende, wenn auch leicht nasale Stimme – später wird er sagen, dass er vielleicht etwas weniger hätte nuscheln sollen – mit der er die weltpolitischen Geschehnisse von den Schaltzentralen der Macht in der Zeit des Kalten Krieges und danach den Zuschauern und Zuhörern erläuterte, vermittelte den Eindruck: hier werden Informationen vorgetragen, die zuvor in aller nötigen Ruhe geprüft und gewogen wurden. Mit dem aufgeregten, kurzatmigen Nachrichtenstakkato von heute hatte Ruges Arbeit nichts gemeinsam. Am Journalismus heutiger Tage kritisierte er, die Auslandsberichterstattung im deutschen Fernsehen habe viel Farbe und Emotionen, aber wenig kühle Analyse. Dabei hat er schon vor mehreren Jahrzehnten darüber geklagt, dass der tagesaktuelle Druck kaum noch Zeit für Analyse und Reflexion lasse. Profunde Analysen, präzise Interviews Es stimmt jedenfalls, was Tom Buhrow, der ARD-Vorsitzende und Intendant des WDR, über ihn sagt: „Gerd Ruge gehört zu den großen Reporterpersönlichkeiten der ersten Stunde.

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