Start United States USA — mix So lief der Schlussspurt beim Klimagipfel ab

So lief der Schlussspurt beim Klimagipfel ab

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Ihr erpresst uns, werfen arme Nationen den reichen vor! Ihr tut nicht genug, mahnen die Industriestaaten. Die Schlussrunde der Klimakonferenz ist zur Nervenschlacht geraten. Die USA, Europa, China – wer hat sie gewonnen?
Die für alle regelmäßigen Beobachter von Klimakonferenzen größte Überraschung wäre es wohl gewesen, wenn die Klimakonferenz in Glasgow pünktlich zu Ende gegangen wäre. Denn die zum Teil exzessive Verlängerung der Verhandlungen ist in all den Jahren eine zuverlässige Konstante der Klimadiplomatie gewesen. Der britische COP-Präsident Alok Sharma machte natürlich keine Ausnahme von dieser Regel: Am Freitagabend ging Glasgow in die Verlängerung. Dabei wurden die ersten Länder-Pavillons im Scotish Event Center schon abgebaut, Rollkoffer über die breiten Flure gezogen, es kursierte das Gerücht, dass niemand wisse, bis wann das Konferenzzentrum eigentlich gemietet sei.»Am Ende werden wir hier noch rausgeschmissen«, sagte ein Teilnehmer mit einem Augenzwinkern. Der Verhandlungskrimi um das Abschlussdokument begann schon am Mittwochmorgen. Ein erster Entwurf der sogenannten»cover-decision« lag im »Briefkasten« der Klimadiplomaten. Die erste Aussprache ging sich vergleichsweise gelassen an: Russland versprach allen Wodka, wenn die Verhandlungen pünktlich am Freitag schließen würden, Mexiko lockte für den Fall mit einer Flasche Tequila. Die britischen Gastgeber lehnten dankend ab, ihr Whisky sei schließlich weltberühmt. An zwei Themen scheiden sich die Geister Doch dann wurde es doch noch richtig ernst. An zwei Stellen im Text schieden sich bis zum Schluss die Geister: beim Aus für fossile Brennstoffe und bei den Klimahilfen für ärmere Länder. Erstmals war in einem Abschlussdokument einer COP erwähnt worden, dass die Länder ihren Kohleausstieg beschleunigen und die Subventionen für fossile Brennstoffe herunterfahren sollten. Neu war auch noch die Forderung, dass die 200 Länder bis 2022 ihre Klimaziele nochmals erhöhen. Zwei äußerst ehrgeizige Ziele. Dagegen liefen gleich eine ganze Reihe von Ländern Sturm: Zuerst versuchten die arabischen Ölländer – wenig überraschend – die Sätze zum Kohleausstieg und dem Auslaufen der fossilen Subventionen zu streichen. Man versuche hier das Paris-Abkommen neu zu verhandeln, schimpften Delegationsvertreter von Saudi-Arabien. Im Weltklimavertrag stünde nichts über das Ende von Kohle, Öl und Gas und das 1,5-Grad-Ziel sei nur optional. (Womit sie formell recht haben.) Eine weitere Gruppe von über 20 Staaten, darunter China und Indien, wollten die ersten Entwürfe ebenfalls verwässern: Sie forderten den kompletten Part zur Senkung der Emissionen zu streichen – weil darin das»Narrativ der Industrieländer« zu stark sei und die Verantwortung auf die ärmeren Länder abgewälzt würde. Der Vize-Außenminister von Bolivien, Diego Pacheco Balanz, polterte gegen den»Kohlenstoff-Kolonialismus« der großen Staaten.

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