Die Rechtsextremistin Marine Le Pen schafft es bei den französischen Präsidentschaftswahlen in die Stichwahl. Vom Ausgang hängt auch für Deutschland enorm viel ab.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser, was haben ein Hersteller von Süßwaren und die französischen Präsidentschaftswahlen gemeinsam? Beide liefern anschauliche Beispiele für das Prinzip der erfolgreichen Namensumbenennung. 1991 benannte das Unternehmen „Mars“ in Deutschland seinen Schokoriegel „Raider“ in „Twix“ um. Denn so hieß die Süßigkeit bereits fast überall sonst auf der Welt. Obwohl es damals einen kleinen Sturm der Entrüstung bei den deutschen Verbrauchern gab, firmiert „Twix“ bis heute in den Top Ten der beliebtesten Schokoriegel. Im Juni 2018 taufte die Rechtsextremistin Marine Le Pen ihre Partei um. Aus dem martialischen „Front National“ (Nationale Front) wurde „Rassemblement National“ (nationale Versammlung). Das klingt nicht nur viel geschmeidiger, sondern ermöglichte es Le Pen auch, sich von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen abzusetzen. Dieser hatte den „Front“ einst gegründet und groß gemacht, war aber zuletzt immer mehr in offene Hetze und Antisemitismus abgeglitten. Marine Le Pen befreite sich sowohl emotional als auch inhaltlich vom (Über-)Vater, modernisierte die Partei und gab ihr ein scheinbar moderateres Gesicht. Für Deutschland wäre das ähnlich gefährlich wie für Frankreich. Denn auf Marine Le Pen trifft der Werbespruch zu, mit dem damals Mars die Umbenennung des Schokoriegels propagierte: „Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix.“ Auch für Frankreichs Rechte gilt: Verpackung und Name haben sich geändert, die Zutaten aber nicht. Madame Le Pen mag weniger fanatisch klingen als ihr Vater, ihre Ideen sind aber die gleichen. Auch wenn sie das Vorhaben, aus der EU auszutreten („Frexit“) nicht mehr offensiv verfolgt, so lässt sie kaum eine Gelegenheit ungenutzt, um gegen die „Brüsseler Eliten“ zu wettern. Das deutsch-französische Verhältnis will sie neu definieren: In einem Interview mit der Tageszeitung „L’Opinion“ kündigte sie an, die „Scheidung“ zu wollen und stattdessen lieber den Schulterschluss mit Großbritannien zu suchen. Konkret plant sie unter anderem, die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Verteidigungsprojekten wie dem Kampfflugzeugsystem „Future Combat Air System“ aufzukündigen. Auch außenpolitisch würde die EU in unruhige Fahrwasser geraten. Marine Le Pen ist als Russlandfreundin bekannt. Unterstützung würde sie dabei vom frisch wiedergewählten ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán bekommen.
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Deutschland — in German Präsidentschaftswahlen in Frankreich: Auch Deutschland droht jetzt Gefahr