Die Welt trauert um einen großen Politiker und Versöhner: Ein Überblick über die Reaktionen und Würdigungen zum Tod von Michail Gorbatschow.
Die Welt trauert um einen großen Politiker und Versöhner: Ein Überblick über die Reaktionen und Würdigungen zum Tod von Michail Gorbatschow.
Nach dem Tod des letzten Präsidenten der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, hat das russische Staatsoberhaupt Wladimir Putin sein tiefes Beileid ausgedrückt. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte in der Nacht auf Mittwoch Putins Sprecher Dmitri Peskow. Auch deutsche und europäische Politiker würdigten in ersten Reaktionen Gorbatschows Bedeutung für die Bundesrepublik und insbesondere für die Wiedervereinigung. Ein Überblick.
Wladimir Putin äußerte nach Angaben eines Sprechers sein tiefes Mitgefühl zum Tod des Friedensnobelpreisträgers. „Präsident Putin ist in tiefer Trauer im Hinblick auf den Tod von Michail Gorbatschow. Am Morgen wird er den Angehörigen und Nächsten ein Telegramm schicken“, kündigte Kremlsprecher Dmitri Peskow an.
Es sei der „Autor eines neuen Denkens“ gestorben, der dem Land und der Welt damals ein neues Atmen ermöglicht habe, meinte der Chef des russischen Rechnungshofes, Alexej Kudrin, in seinem Kanal bei Telegram.
Der prominente liberale russische Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski drückte seine Trauer über den Tod von Gorbatschow aus. „Gorbatschow gab uns die Freiheit. Er hat Millionen von Menschen die Freiheit gegeben – in Russland und seinem Umfeld und noch dazu der Hälfte Europas“, schrieb der Gründer der Oppositionspartei Jabloko in der Nacht zum Mittwoch in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram. Jawlinski und die Partei Jabloko sind die letzten Reste der Opposition in Russland. Es liege auch heute in der Verantwortung der Russen, die damals geschenkte Freiheit zu nutzen, sagte Jawlinski. Wenige Anführer hätten einen solchen Einfluss auf die Geschichte gehabt. „In seinen sechs Jahren an der Macht hat Michail Gorbatschow die Welt verändert“, unterstrich der Politiker.
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Aufseiten der Bundesregierung würdigte Kanzler Olaf Scholz Gorbatschow als mutigen Reformer und einen Staatsmann, der vieles gewagt habe. „Wir werden nicht vergessen, dass die Perestroika möglich gemacht hat, dass in Russland der Versuch unternommen werden konnte, eine Demokratie zu etablieren. Und dass Demokratie und Freiheit in Europa möglich geworden sind, dass Deutschland vereint werden konnte und der Eiserne Vorhang verschwunden ist.“ Die Demokratiebewegung in Mittel- und Osteuropa habe auch davon profitiert, dass er zu dieser Zeit Verantwortung in Russland hatte, sagte Scholz am Rande der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg in Brandenburg.
Gorbatschow sei in einer Zeit gestorben, „in der nicht nur die Demokratie in Russland gescheitert ist“, sondern in der der russische Präsident Wladimir Putin auch neue Gräben in Europa ziehe. „Gerade deshalb denken wir an Michail Gorbatschow und wissen, welche Bedeutung er für die Entwicklung Europas und auch unseres Landes in den letzten Jahren hatte“, so der Kanzler.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte Irina Wirganskaja zum Tod Ihres Vaters: „Ich verneige mich vor einem großen Staatsmann. Deutschland bleibt ihm verbunden, in Dankbarkeit für seinen entscheidenden Beitrag zur deutschen Einheit, in Respekt für seinen Mut zur demokratischen Öffnung und zum Brückenschlag zwischen Ost und West, und in Erinnerung an seine große Vision von einem gemeinsamen und friedlichen Haus Europa.“
Gorbatschow habe in den vergangenen Jahren darunter gelitten, dass sein Traum in immer weitere Ferne rückte.
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Deutschland — in German Steinmeier über Gorbatschow: "Deutschland bleibt ihm verbunden"