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Söldner schon auf halbem Weg nach Moskau

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In Russland gibt es einen bewaffneten Aufstand der Söldner-Truppe Wagner. Alle News rund um den Machtkampf im Live-Ticker.
Hier Live-Ticker zum Aufstand in Russland aktualisieren
Bei ihrem bewaffneten Aufstand gegen die russische Führung hat die Söldnereinheit Wagner nach Behördenangaben auf dem Weg vom südrussischen Rostow am Don nach Moskau inzwischen die Region Lipezk erreicht. „Den Einwohnern wird dringend geraten, ihre Häuser nicht zu verlassen und auf Fahrten mit Verkehrsmitteln zu verzichten“, schrieb der Gouverneur des Gebiets, Igor Artamonow, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Die Lage sei aber unter Kontrolle. Lipezk befindet sich etwa auf halbem Weg zwischen Rostow und Moskau – rund 400 Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt.
Im Gegensatz zur weiter südlich gelegenen Region Woronesch gab es keine Berichte über Kämpfe. Auf Videos waren aber in den Straßengraben gekippte Lastwagen zu sehen. Sie waren offenbar eilig als Straßensperre aufgebaut worden, um die Kolonne der Söldnereinheit Wagner aufzuhalten. Auf weiteren Videos war zu sehen, wie Straßen aufgerissen und tiefe Gräben ausgehoben werden. Auch dies sollte dazu dienen, die Söldner zu stoppen. Der Krisenstab der Region Lipezk erklärte später, dass einige Straßen beschädigt worden seien, um den Vormarsch der Wagner-Truppen zu bremsen. (dpa)
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Die Aufständischen der Söldner-Truppe Wagner planen nach Angaben des Vizechefs des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, einen Staatsumsturz. „Es ist offensichtlich, dass es sich um eine gut durchdachte und geplante Operation handelt, deren Ziel es ist, die Macht im Lande zu übernehmen“, sagte Medwedew am Samstag nach Angaben russischer Agenturen. Die Aktionen derer, die den Militäraufstand organisiert hätten, passten „voll und ganz in das Schema eines gut durchdachten und orchestrierten Staatsumsturzes“, so der frühere russische Staatschef.
Medwedew schloss nicht aus, dass am Aufstand auch frühere Mitglieder russischer Eliteeinheiten des Militärs beteiligt sein könnten – oder auch ausländische Spezialisten. Das zeige das hohe Niveau der Vorbereitung des Aufstandes und die gute Kontrolle der Truppenbewegungen. Den Chef der privaten Wagner-Armee, Jewgeni Prigoschin, nannte Medwedew nicht namentlich.
Bewaffnete Kolonnen der Söldner setzten sich am Samstag aus dem südrussischen Rostow am Don in Richtung Moskau in Marsch. Medwedew, warnte, dass ein Staatsstreich gegen die größte Atommacht „die Welt an den Rand der Zerstörung zu bringen droht“. Die russische Führung werde ein solches Szenario nicht zulassen, betonte er.
Nach Einschätzung des früheren ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, ist die Entmachtung des russischen Präsidenten Wladimir Putin nur noch eine Frage der Zeit. „Mit dem Wagner-Putsch wurde der Rubikon überschritten und eine neue Ära von Machtverfall und Instabilität in Russland eingeläutet“, sagte Melnyk dem Nachrichtenportal „t-online“ (Samstag).
Zwar könne es Putin gelingen, den Aufstand blutig niederzuschlagen und „halbwegs Ordnung wieder herzustellen“, doch das werde den Kreml „nicht vor dem sich anbahnenden inneren Chaos bewahren“, so Melnyk.
„Der totale Zusammenbruch des bankrotten Putin-Regimes ist nur eine Frage der Zeit.“ Melnyk war mehrere Jahre Botschafter in Deutschland, zuletzt Vize-Außenminister der Ukraine und wurde jüngst zum Botschafter in Brasilien ernannt.
„Die Wagner-Rebellion bedeutet nichts anderes als eine wahre Götterdämmerung für (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin und sein barbarisches Regime“, sagte Melnyk dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Samstag. „Der Prigoschin-Aufstand, und zwar egal, wie er ausgeht, bietet eine einmalige Chance für die ukrainische Armee, unsere Gegenoffensive mit neuem Elan voranzutreiben. Aber dieser neue Kampfgeist allein wird für die Befreiung all der besetzten Gebiete leider nicht ausreichen.“ (dpa)
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Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin hat den Montag in der russischen Hauptstadt aus Sicherheitsgründen zu einem arbeitsfreien Tag erklärt und die Bürger aufgefordert, zu Hause zu bleiben. „In Moskau ist der Anti-Terror-Notstand ausgerufen worden. Die Lage ist schwierig“, räumte Sobjanin am Samstag auf seinem Telegram-Kanal ein. Die Schließung der Betriebe und die Bitte an die Bürger, daheim zu bleiben, diene der „Minimierung der Risiken“. Es könne teilweise zu Straßensperrungen kommen.
Ausgenommen von der Feiertagsregelung sind demnach die Macht- und Sicherheitsorgane, Rüstungsbetriebe und kommunale Dienstleister. Die Regelung gilt wegen des Aufstands der Wagner-Truppe. Bewaffnete Kolonnen der Söldner haben sich am Samstag aus dem südrussischen Rostow am Don in Richtung Moskau in Marsch gesetzt.
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Die Bundesregierung steht nach den Worten von Außenministerin Annalena Baerbock wegen des gewaltsamen Aufstands der russischen Söldnerarmee Wagner in „engstem Austausch“ mit Deutschlands Partnerländern. „Die Entwicklungen in Russland beobachten wir seit gestern Abend sehr aufmerksam“, schrieb die Grünen-Politikerin am Samstag auf Twitter. Zugleich aktualisierte das Auswärtige Amt seine Reise- und Sicherheitshinweise für Bundesbürger in Russland.
In den Hinweisen heißt es nun, die betroffenen Gebiete und insbesondere die Stadt Rostow am Don sowie deren Umland sollten gemieden werden. „In Moskau sollten staatliche, insbesondere militärische Einrichtungen weiträumig umgangen werden. Das Stadtzentrum sollte bis auf Weiteres gemieden werden. Den Anweisungen russischer Sicherheitsbehörden sollte unbedingt Folge geleistet werden.“ Generell rät das Ministerium Bundesbürgern von Reisen nach Russland ab. Das österreichische Außenministerium sprach eine „partielle Reisewarnung“ für Russland aus. Es riet am Samstag von Reisen in die an die Ukraine angrenzenden Verwaltungsbezirke Belgorod, Kursk, Brjansk, Woronesch, Rostow und Krasnodar ab. (dpa)
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Angesichts des Aufstands der Wagner-Söldner in Russland hat Lettland die Sicherheit an seinen Grenzen verschärft. Lettland verfolge die Situation in Russland aufmerksam, erklärte der designierte Präsident Edgars Rinkevics am Samstag im Onlinedienst Twitter. „Die Grenzsicherung wurde verstärkt“, fuhr Rinkevics fort, der derzeit auch lettischer Außenminister ist. Zudem sei die Ausstellung von „humanitären oder anderen Arten von Visa“ und die Einreise von Russen aus Russland in das baltische Land wegen der derzeitigen Situation ausgesetzt.
Riga ist ein Partner der Ukraine im russischen Angriffskrieg und unterstützt Kiews Streben nach einem Beitritt in die EU und die Nato. Das Land hatte im vergangenen Jahr bereits aufgehört, russischen Staatsbürgern neue Visa auszustellen, bisher aber machte die Regierung Ausnahmen für humanitäre Visa. Unklar blieb zunächst, ob die bisher ausgestellten Visa für die Einreise gültig bleiben würden.

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