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Krisen und kein Ende – Die erschöpfte Republik

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Corona, Krieg, Inflation, Klimawandel – die Krisen nehmen einfach kein Ende. Ein Sozialforscher bescheinigt den Deutschen eine „posttraumatische Belastungsstörung“. Profiteur ist vor allem einer.
Krisen und kein Ende – Die erschöpfte Republik
Corona, Krieg, Inflation, Klimawandel – die Krisen nehmen einfach kein Ende. Ein Sozialforscher bescheinigt den Deutschen eine „posttraumatische Belastungsstörung“. Profiteur ist vor allem einer.
Berlin – Still ruht der Pool. Das schimmernde Türkis des Schwimmbeckens in der mediterranen Clubanlage sollte derzeit eine geradezu therapeutische Wirkung auf Millionen Urlauberseelen ausüben. Wer all-inclusive gebucht hat, bekommt beim Einchecken ein farbiges Bändchen ums Handgelenk und kann für die Dauer des Aufenthalts beliebig viel essen und trinken. Endlich mal kein Blick auf die Preise. Wenn dann allerdings infolge von Waldbränden eine Feuerwand auf die Anlage zurollt, ist es mit den paradiesischen Zuständen vorbei. Eine Rhodos-Urlauberin klagt im Fernsehen: „Wir haben uns darauf verlassen, dass alles gut ist.“ Genau das scheint nicht mehr möglich zu sein.
Forscher sehen die Nation derzeit in einem Zustand akuter Erschöpfung. „Wir erkennen jetzt erst im vollen Umfang, wie ungeheuer kräftezehrend die drei Corona-Jahre gewesen sind“, sagt der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann, der kürzlich die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ mitveröffentlicht hat. Nach der Pandemie hätte man unbedingt erstmal eine längere Erholungsphase gebraucht.
Eine Krise löst die andere ab
Doch stattdessen wurde Corona unmittelbar von dem nicht enden wollenden Krieg Russlands gegen die Ukraine abgelöst, verbunden mit Inflation und starken Fluchtbewegungen. „Dadurch flammt das Ohnmachtsgefühl der Corona-Krise wieder auf“, sagt Hurrelmann. Der beherrschende Eindruck ist: Immer wieder kommt etwas dazwischen, das man selbst nicht beeinflussen kann. „Dadurch leidet gleichsam die ganze Gesellschaft an einer posttraumatischen Belastungsstörung“, konstatiert Hurrelmann.
Ähnlich sieht es der Psychologe Winfried Rief von der Universität Marburg. „Ich habe so etwas in meinem ganzen Leben – und ich bin jetzt 64 – noch nicht mitgemacht“, sagt er. „Was es so schwierig macht, ist, dass wir auf der psychologischen Ressourcenseite mittlerweile extrem schwach sind. Wir haben in den letzten Jahren mit Corona eine lebensgefährliche Bedrohung mitgemacht und uns davon eigentlich nicht mehr erholt. Die Themen haben sich geändert, aber der Bedrohungszustand ist geblieben.“
Nach einer repräsentativen Studie des Rheingold-Instituts mit 1000 Befragten und 35 tiefenpsychologischen Interviews ziehen sich die Deutschen als Reaktion auf die Krisenkaskade mehr und mehr ins Private zurück.

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